Restaurierung in der Adam-Kuckhoff-Straße Restaurierung in der Adam-Kuckhoff-Straße: Pompeji an der Zimmerdecke

Halle (Saale) - 25 Jahre nach der Wende werden in Halles Innenstadt noch immer denkmalgeschützte Gründerzeithäuser saniert. Immer wieder entdecken Denkmalschützer dabei hinter den halleschen Fassaden überraschende Pracht. So, wie bei der Sanierung der Adam-Kuckhoff-Straße 13. Das prominente Eckhaus mit seinem überreichen Fassadenstuck „leuchtet“ beinahe. Das imposante Wohnhaus aus dem Jahr 1890 ist dennoch ein sehr ungewöhnliches Denkmal.
Deckengestaltung in Halle einzigartig
Denn während die Fassade mit neobarockem Stuck geradezu protzt, fehlt das typische Gründerzeit-Dekor innen völlig. Alle Wände sind glatt. Stattdessen sind sämtliche Zimmerdecken im Haus, auf allen Etagen, sehr aufwendig komplett ausgemalt. Restauratoren und Denkmalschützer staunen: In dieser Fülle und Qualität dürfte das nicht nur in Halles Gründerzeit-Häusern einzigartig sein. Im Zuge der privaten Sanierung wurde jetzt immerhin eine dieser großen bemalten Decken von 1890 restauriert, die an die Bemalung der Häuser in Pompeji erinnern. Ihr gründerzeitlicher Auftraggeber hing wohl einem klassischen Ideal an.
„So etwas habe ich noch nirgendwo gesehen. Wir fragen uns die ganze Zeit, wer hier gewohnt hat. Es sieht beinahe so aus, als habe hier ein Malermeister oder Stuckateur seine Fähigkeiten präsentieren wollen, wie in einem Musterhaus“, sagt Dörte Maria Zedler. Die Restauratorin aus Naumburg arbeitet seit Januar im Foyer des Hauses. Unter sechs Schichten Ölfarbe haben sie und ihre Kolleginnen im Eingangsbereich Marmor-Imitationen freigelegt, die gleich in mehreren, heute kaum noch angewendeten Techniken angefertigt wurden. Die originale Bemalung der Decke wurde erneuert, und wo das nicht möglich war, ergänzt und kopiert. Auch Gold-Strukturen wurden wieder verwendet, von denen man nur winzige Reste gefunden hatte. Auch im Foyer, dessen Gestaltung über dem gewöhnlichen gründerzeitlichen Niveau liegt, wie im Denkmalamt eingeschätzt wird.
Prominenter Schandfleck wird beseitigt
Nun ist zu erkennen, mit welch großer handwerklicher Kunst etwa das für die Größe des Hauses ungewöhnlich kleine Foyer gestaltet wurde. Auch Hans-Jürgen Maute ist davon begeistert. Als Bauträger hat er das Eckhaus Adam-Kuckhoff-Straße 13 mit elf großen Eigentumswohnungen saniert. Und so einen prominenten Schandfleck beseitigt - das seit vielen Jahren einzige unsaniertes Haus der Straße.
Maute ist aus Norddeutschland bereits 1990 nach Halle gekommen. Und war sofort fasziniert. „Alle Häuser waren grau und kaputt. Das kannte ich nicht. Aber man hat sofort gesehen, das im Gegensatz zu vielen Städten im Westen, wo Modernes in die Innenstädte gebaut wurde, in Halle noch ganze Straßenzüge alter Gründerzeithäuser erhalten waren“, sagt er. Seither hat er rund 25 denkmalgeschützte Häuser in der Stadt saniert. (mz)

