1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Renaissancehaus am Alten Markt: Renaissancehaus am Alten Markt in Halle: Endlich wird saniert

Renaissancehaus am Alten Markt Renaissancehaus am Alten Markt in Halle: Endlich wird saniert

Von Michael Falgowski 06.08.2016, 06:00
Vor dem Alten Markt 31 steht ein Bauzaun. In wenigen Tagen beginnt die Sanierung des wertvollen Baudenkmals.
Vor dem Alten Markt 31 steht ein Bauzaun. In wenigen Tagen beginnt die Sanierung des wertvollen Baudenkmals. Jens Schlüter

Halle (Saale) - Am Alten Markt wird eines der wertvollsten Baudenkmale Halles endlich saniert: Noch in diesem Jahr soll eine junge Familie in das bekannte, rund 400 Jahre alte Fachwerkhaus Alter Markt 31, im historischen Herzen der Stadt einziehen.

Frust und Streit zwischen Eigentümer und Denkmalschutzbehörde

Das Haus und seine geplante Sanierung hatten für Schlagzeilen gesorgt: Öffentlichkeitswirksam hatten die Eigentümer vor zwei Jahren an der Fachwerk-Fassade plakatiert: „Der Verfall dieses Denkmals erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Denkmalamtes.“ Noch immer zeugen die Reste der Plakate von Frust und Streit. Denn in den vergangenen Jahren hatten Stadt, Denkmalschutzbehörde und Eigentümer gestritten. Letztere hatten 2014 sogar den Bauantrag zurückgezogen, weil man sich durch die Behörden der Stadt schikaniert sah. Hinzu kam, dass Bauanträge teilweise unvollständig waren.

Das Fachwerkhaus Nummer 31 gehört zu den wertvollsten Baudenkmalen der Stadt und am Alten Markt, der zu den frühen Siedlungskernen Halles gehört. Aufgrund seiner herausragenden bauhistorischen Bedeutung wurde das um 1600 im niedersächsischen Fachwerkstil errichtete Haus nicht abgerissen, als Mitte der 1980er Jahre am Alten Markt Plattenbauten entstanden. Gerettet wurde das Denkmal aber auch durch den Denkmalschutzverein Arbeitskreis Innenstadt, dessen Mitglieder nach dem Abriss der Nachbarhäuser das marode Gebäude sicherten und so vor dem Einsturz bewahrten. Beide Giebel wurden miteinander verspannt, der Giebel an der Westseite neu aufgemauert, der umgestürzte Schornstein abgetragen. Die Nummer 31 wurde schließlich 1987 bis 1989 schon einmal saniert.  (mifa)

Inzwischen hat man sich offenbar geeinigt. „Wir sind sehr froh, dass die Schwierigkeiten nun einigermaßen ausgeräumt sind. Nach viereinhalb Jahren!“, sagt Miteigentümerin Doris Reif. Mit ihrem Mann hat sie das Jahre leerstehende Fachwerkhaus gekauft, in das nach der Sanierung die Familie ihrer Tochter mit drei Kindern einziehen sollte. „Man hat am Ende doch begriffen, dass wir heute nicht mehr im 16. Jahrhundert leben“, sagt Reif.

Rund drei Jahre lang habe man sich um Ausbau und Sanierung des um 1600 gebauten Fachwerkhauses gestritten, in dem hinter der Wandverkleidung auch eine Bohlenstube zutage kam.

Streit-Gegenstand war der Dachstuhl

Gegenstand der Auseinandersetzung war vor allem der Umgang mit dem wertvollen bauzeitlichen Dachstuhl. Denn im Gebälk hatte sich unerwartet ein schweres DDR-Erbe gefunden: Die Balken waren in den 1980er Jahren mit dem berüchtigten giftigen Holzschutzmittel Hylotox getränkt worden, das in Westeuropa damals schon lange verboten war. „Die Grenzwerte werden im Dach heute noch immer um 1000 Prozent überschritten, wie Messungen zeigten. Niemand darf sich dort aufhalten.

Ein Abriss schien den Eigentümern als einzige realistische Therapie. Doch vor dem Abriss eines originalen Renaissance-Dachstuhls, auch eines kontaminierten, stehen zu Recht viele Hürden. Die Maximalforderung des Landesamtes für Denkmalschutz bestand im Erhalt. Ein Vorschlag bestand darin, den demontierten Dachstuhl mehre Jahre in einer Kältekammer zu lagern, um die Schadstoffbelastung zu senken. Reifs lehnten das aus finanziellen Gründen ab. Ebenso wie einen möglichen Wiederaufbau in originalen historischen Abmessungen und Durchmessern der Balken.

Nun einigte man sich: Das neue Dach wird mit modern dimensionierten Balken errichtet, doch der Zimmermann muss sie anschließend so bearbeiten, dass das 400 Jahre alte, windschiefe Dach wenigstens optisch wieder entsteht. (mz)