Rätsel um Nacktkater gelüftet Rätsel um Nacktkater gelüftet: Die Katze mit Glatze heißt Amadeus

Halle (Saale) - Die Augen sind keineswegs grün, sondern blau, sie ist nicht hässlich, keine Katze, sondern ein Kater, und es geht ihm sehr gut, entgegen allem, was Spaziergänger fürchteten, die dem dünnen und fast nackten Wesen mit den spitzen Ohren und dem langen, kahlen Schwanz in den letzten Tagen auf der Peißnitzinsel begegnet waren. Jens Müller (Name geändert), der das sagt, muss es wissen, denn ihm und seiner Freundin Elke gehört die Katze mit Glatze, die zuletzt die Gemüter bewegte.
Nacktkater von der Peißnitz: Russischer Züchter brachte Amadeus nach Deutschland
„Die Katze ist ein Kater und er heißt Amadeus“, stellt Müller klar. Er und seine Freundin haben das Tier der Rasse kanadische Sphynx vor zwei Jahren gekauft, „da war Amadeus gerade zwölf Wochen alt“, erinnert sich Jens Müller. Er selbst habe bis dahin nicht einmal gewusst, dass es solche Katzen gibt. „Aber meine Freundin wollte unbedingt so eine haben, also haben wir im Internet gesucht, bis wir einen Züchter gefunden haben.“
Der brachte Amadeus aus Russland zum Treffpunkt nach Berlin. Katzenglobalisierung: Ein Kater, wie ihn die Azteken hatten, aus einer kanadischen Zuchtlinie mit ägyptischer Bezeichnung, von einem russischen Züchter, der dem Tier den Namen eines österreichischen Komponisten gegeben hatte. „Wir haben den Kater sofort gemocht.“
Nacktkater von der Peißnitz: Amadeus ist zwar dickköpfig, aber auch anschmiegsam und vertrauensselig
Dabei ist es geblieben. Jens Müller beschreibt die eigenartige Faszination, die die kleine Katze beim Streicheln auslöst. „Seine Haut ist wie eine Mischung zwischen Leder und Pfirsich“, sagt er, „und durch das fehlende Fell wirkt sie immer sehr warm.“
Nach der Ankunft in Halle, wo Müller und seine Lebensgefährtin ganz in der Nähe der Peißnitz wohnen, entpuppte sich Amadeus „ganz schnell als ganz lieber Kerl“. Gelegentlich dickköpfig sei er zwar, aber auch anschmiegsam und vertrauensselig. „Aber von Anfang an hat er uns auch klargemacht, dass er kein Stubenkater ist.“ Amadeus wollte raus, herumstreifen und seine eigenen Wege gehen.
Nacktkater von der Peißnitz: Amadeus streunt gern draußen herum - im Winter mit Pulli
„Es fiel vor allem meiner Freundin zu Beginn schwer, ihn rauszulassen, weil er so sensibel und verletzlich wirkt.“ Aber draußen auf der Peißnitz habe Amadeus dann schnell Freunde gefunden. „Mit unserer Nachbarskatze ist er häufig unterwegs.“ Und selbst im Winter mache er sich regelmäßig auf, um herumzustreunen. „Dann bekommt er aber einen Pullover angezogen.“
Ein Halsband könne man dem Kater nicht umtun, weil er „damit immer irgendwo hängenbleibt“.
Nacktkater von der Peißnitz: Amadeus ist schon einmal entführt worden
Damit sei Amadeus immer ein bisschen mehr in Gefahr als andere, ganz gewöhnliche Katzen. „Einmal ist er schon entführt worden“, berichtet Jens Müller. Drei Tage lang kehrte der Kater, der nach seinen Tagesausflügen sonst immer pünktlich vor der Tür zu stehen pflegt, nicht von einem Ausflug zurück. „Wir haben dann eine Anzeige geschaltet und tausend Euro Belohnung für den ausgesetzt, der uns sagt, wo Amadeus ist.“
Eine Falle, denn Müller und seine Freundin ahnen schon, dass Amadeus gestohlen wurde. „Es meldete sich dann wirklich eine Familie, die behauptete, Amadeus sei ihnen zugelaufen.“
Jens Müller glaubte kein Wort, weil „Amadeus zwar sehr zutraulich ist, aber wenn er jemanden nicht kennt, läuft er weg.“ Er forderte die Herausgabe des auffälligen Tieres. „Wir haben ja sofort gesehen, dass es unsere Sphynx ist.“ Ohne großen Widerstand wurde der Kater herausgegeben. „Unsere Falle hat funktioniert“, sagt Müller.
Gefährliches Leben: Nacktkater von der Peißnitz wurde auch schon mit Säure übergossen
Gerade seine auffällige Gestalt macht Amadeus immer wieder zur Zielscheibe. „Man hat ihn auch schon mit Säure übergossen“, erinnert sich Jens Müller, der scherzt „vier von seinen sieben Leben hat er schon verbraucht“.
Damit die übriggebliebenen länger reichen, haben er und Freundin Elke überhaupt beschlossen, die Rätsel um die streunende Nacktkatze von der Peißnitzinsel zu lösen und Amadeus öffentlich vorzustellen. „Dann wissen die Leute, die ihn auf der Peißnitz sehen, es geht ihm gut, und sie müssen sich keine Sorgen machen.“ Auch kann sich niemand damit herausreden, er habe ihn mitgenommen, weil er so hilfsbedürftig aussah. (mz )