Raketenstart in der Leopoldina Raketenstart in der Leopoldina: Riesenandrang zum Raumfahrt-"Public Viewing"

Halle (Saale)/Baikonur - Countdown auf dem Jägerberg in Halle: Zehn, neun, acht, sieben ... die Spannung steigt ... drei, zwei, eins - und los geht’s! An der Wand des großen Festsaals der Leopoldina hebt sie ab, die Sojus-Rakete, mit der in diesem Moment auf dem kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst, offenbar bestens festgeschnallt, mit in den Weltraum geschossen wird.
Und fast im gleichen Moment brandet Beifall im Parkett und auf der Empore auf unter den insgesamt 350 Gästen der Veranstaltung, zu der für Mittwochmittag die in Halle ansässige Nationalakademie der Naturforscher gemeinsam mit dem augenblicklich heimatlosen halleschen Planetarium eingeladen hatte.
Voll besetzte Stuhlreihen zum Raumfahrt-Public Viewing in der Leopoldina
Und die lückenlos besetzten Stuhlreihen zeigten, wie groß das Interesse der Hallenser einerseits an der Raumfahrt als solcher und anderseits auch an Events ist, die mit Wissenschaft und speziell mit den Sternen zu tun haben. Die Veranstalter bedienten sich dabei eines Tricks und hängten sich an eine große Veranstaltung im Berliner Planetarium in der Prenzlauer Allee an, zu der es dann auch eine lange Live-Schaltung gab.
Doch zuvor gab der langjährige Rektor der hiesigen Martin-Luther-Universität, Physik-Professor und nunmehrige Vizepräsident der Leopoldina, Gunnar Berg, eine Einführung, in der er das Publikum dieses Tages mit der Arbeit und der Tragweite des Wirkens der Leopoldina - etwa auch in Sachen Politikberatung - und mit ihrer Geschichte in Halle bekannt machte: Und zugleich zur Nutzung von deren auch allgemein zugänglichen Angeboten für die wissenschaftsinteressierte Öffentlichkeit einlud.
Anschließend führte der erst kürzlich bestellte neue Leiter des künftigen hiesigen Planetariums, Dirk Schlesier, durchs Programm.
Alexander Gerst grüßt mit DDR-Raumfahrt-Helden Sigmund Jähn von der großen Leinwand
Es war auch ein Streifzug durch die Raumfahrtgeschichte, die gerade für die ostsozialisierte Öffentlichkeit demnächst ein Jubiläum bereithält. Denn vor fast genau 40 Jahren startete der aus Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland stammende Sigmund Jähn als erster Deutscher ins All - seinerzeit ein Triumph für die sonst im Ost-West-Wettbewerb fast immer im Hintertreffen befindliche DDR!
Und so gab es erstmal ein großes Hallo, als der Held des Tages, der Baden-Württemberger Alexander Gerst (41) - genannt „Astro-Alex“ -, von einem ziemlich aktuellen Foto mit dem inzwischen 81-jährigen Kosmos-Siggi von der Übertragungswand grüßte.
Hauch von Weltall in der Leopoldina - und zukünftig auch im Planetarium?
Unter der großen Übertragungswand war übrigens - wie mittlerweile bei Fußball-Länderspielen mit deutscher Beteiligung in aller Welt üblich - ein Banner mit der Aufschrift Halle (Saale) gespannt.
Und ein Hauch von Weltall oder auch das Gefühl, in einer Raumfahrtzentrale zu sitzen, machte sich dann auch im Leopoldina-Saal breit. Viele Schüler, Studenten und berufstätige Hallenser aus Büros in der Innenstadt hatten sich ein Stündchen Zeit für diese Übertragung genommen: Unter ihnen auch der langjährige Stadtratsvorsitzende und Marktkirchenpfarrer Harald Bartl, der in seinem ersten Leben als Laborphysiker gearbeitet hatte. Auch Heinz Schmeerschneider, hallescher Rechtsanwalt, Buchautor und Philosoph, wollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Künftig könnten Übertragungen wie diese übrigens im Planetarium stattfinden. Nur wann, ist noch offen. (mz)
