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Proteste in Teutschenthal Proteste in Teutschenthal: Höhere Abgaben für Wasser trotz gesunkener Preise?

Von Michael Tempel 08.04.2015, 14:47
Auf einem Plakat brachten Demonstranten Anfang April zum Ausdruck, was sie von der Preispolitik des WAZV halten.
Auf einem Plakat brachten Demonstranten Anfang April zum Ausdruck, was sie von der Preispolitik des WAZV halten. Bauer Lizenz

Teutschenthal - In Teutschenthal ist am Dienstag Geschichte geschrieben worden: Zum ersten Mal sind im Saalekreis Bürger gegen ihrer Meinung nach zu hohe Kommunalabgaben auf die Straße gegangen. Einer Demo gegen die Anfang 2015 erfolgte Preiserhöhung beim Trinkwasser wohnten vor der Gemeindeverwaltung etwa 70 vornehmlich ältere Teilnehmer bei. Damit wächst der Druck auf die Verantwortlichen beim Wasser- und Abwasser-Zweckverband Saalkreis (WAZV, Gutenberg). Die Demonstranten forderten, die alte Gebührenordnung wieder einzuführen.

„Wir wollen die alten Tarife wiederhaben. Vorher geben wir keine Ruhe“, kündigte Demo-Organisatorin Anneliese Kaiser aus Teutschenthal an. Sie und mehrere weitere WAZV-Kritiker haben nach eigenen Angaben etwa 10.000 Unterschriften gegen die Trinkwasserpreise gesammelt. In einem neuen „Netzwerk für bezahlbare kommunale Abgaben“ haben sich die Kritiker vereint. Sie peilen eine Rücknahme der Preiserhöhung an.

Unverständnis gegenüber dem Bürgermeister

Der Protest fand vor der Teutschenthaler Gemeindeverwaltung statt, weil Bürgermeister André Herzog (parteilos) Vorsitzender der WAZV-Verbandsversammlung ist. Dieses Gremium, in dem insgesamt elf Vertreter der dem Verband angeschlossenen Gemeinden sitzen, hatte Ende 2014 die umstrittene Gebührensatzung beschlossen.

Dabei hatte der WAZV zwar die Preise je verbrauchtem Kubikmeter Trinkwasser leicht gesenkt. Gleichzeitig wurden die bisher verbrauchsabhängigen Grundgebühren aber durch pauschale Grundgebühren abgelöst. Folge: Vor allem Geringverbraucher zahlen künftig das Doppelte oder gar das Dreifache an Trinkwasserabgaben. Der WAZV, der im nördlichen Saalekreis rund 76.000 Kunden versorgt, hatte dies mit höheren Investitionskosten zur Modernisierung des Leitungsnetzes begründet.

„Für unseren Zwei-Personen-Haushalt haben sich die Grundgebühren von 56 auf 144 Euro fast verdreifacht“, kritisierte Gerhard Schiedewitz aus Teutschenthal bei der Demo. „Ich zahle nun 132 Euro mehr pro Jahr“, sagte Klaus Horn aus Kloschwitz. „Vor allem Ein- und Zwei-Personen-Haushalte haben hohe Preissprünge zu verkraften. Der WAZV sollte erst einmal seinen hohen Investitionsbedarf belegen“, forderte Hans Siess, ebenfalls Teutschenthaler. Und Karl-Heinz Jäger meinte: „Wer viel verbraucht, zum Beispiel regelmäßig seinen Swimmingpool füllt, ist jetzt gut dran.“ Auf Unverständnis stieß, dass sich weder Bürgermeister Herzog noch WAZV-Geschäftsführer Holger Herrmann den Demonstranten stellten. Laut Kaiser hatte sich Herzog gestern krank gemeldet. Auch für die MZ war er für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar.

Ab 2016 neue Gebühren?

Herrmann hat nach eigenen Angaben nichts von der Demo gewusst. Im MZ-Gespräch schloss er eine Gebührenänderung noch 2015 aus. Die neuen Trinkwasserpreise, mit denen auch die Vorhaltung des Leitungsnetzes bezahlt werden müsse, seien „ausgewogen“. Man prüfe aber eine Gebührenänderung für 2016, bei der klarer nach Gewerbe- und Wohngrundstücken unterteilt werden solle. (mz)