1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Prävention der Polizei: Prävention der Polizei: Diebstahl mit Vorwarnung am Hauptbahnhof in Halle

Prävention der Polizei Prävention der Polizei: Diebstahl mit Vorwarnung am Hauptbahnhof in Halle

Von Oliver Müller-Lorey 20.08.2014, 19:53
Die Polizei informiert Passanten auf dem halleschen Hauptbahnhof über Taschendiebstahl und stellt dafür klassische Diebstahlsituationen nach.
Die Polizei informiert Passanten auf dem halleschen Hauptbahnhof über Taschendiebstahl und stellt dafür klassische Diebstahlsituationen nach. Meinicke Lizenz

Halle (Saale) - Mittwochmorgen, Hauptbahnhof Halle. Reisende rennen zu den Bahnsteigen, um noch ihre Züge zu erreichen, auf ihrem Rücken baumeln ihre Taschen - unbeaufsichtigt. Ingo Kühl kann über so viel Unvorsichtigkeit nur den Kopf schütteln. Er ist Bundespolizist und zeigt den Passanten in der Bahnhofshalle zusammen mit vier Kollegen die Tricks der Taschendiebe, für die Reisende in Eile beliebte Opfer sind.

Taschendiebstähle sind für die Polizei besonders schwer zu verfolgen, weil Reisende oft erst am Zielbahnhof bemerken, dass ihnen etwas fehlt. Oft können sie dann noch nicht einmal sagen, wo genau sie bestohlen wurden, was eine Suche nach dem Dieb extrem schwierig macht.

Auch die Frage, welche Staatsanwaltschaft dann für die Verfolgung zuständig ist, ist nicht immer eindeutig zu beantworten. Die Ermittlungen übernimmt nämlich nicht die Staatsanwaltschaft am Zielbahnhof, sondern die aus der Stadt, in der der Diebstahl wahrscheinlich stattgefunden hat.

Die aktuellsten Zahlen zum Thema Taschendiebstahl stammen aus dem Jahr 2012. Damals wurden mehr als 117 000 Mal Taschen oder Reisegepäck gestohlen. Das entspricht einer Schadenssumme von rund 32 Millionen Euro. Die Aufklärungsquote lag bei nur 5,3 Prozent. Die Polizei rät, Gepäck nie unbeaufsichtigt zu lassen, Wertgegenstände am Körper zu tragen und auf verschiedene Taschen zu verteilen.

Zuerst spielen die Beamten eine Szene nach, wie sie täglich an Bahnhöfen geschieht: Eine Frau steht vorm Fahrplan, fragt einen Passanten vermeintlich um Hilfe, weil sie den Plan nicht verstehe. Nur zwei Sekunden braucht ihr Komplize, um das Portemonnaie aus dem Rucksack zu ziehen und es an einen Dritten weiterzugeben. „Das ist ganz typisch“, sagt Kühl. „Die Täter arbeiten oft in Gruppen. Einer lenkt das Opfer ab, ein anderer zieht die Brieftasche heraus und gibt sie an einen Dritten weiter.“ So könne man dem „Zieher“, der das Portemonnaie aus der Tasche fischt, nichts nachweisen, wenn er doch einmal dabei beobachtet wird. Meistens aber tarnen sich die Diebe, oft auch mit Anzug und Krawatte, und erregen so erst gar kein Aufsehen. Am Dienstag waren die Beamten vom „Taschendiebstahlspräventionsteam“ schon in Magdeburg, heute und Freitag geht es dann zum Flughafen Leipzig/Halle und zum Leipziger Hauptbahnhof. Die Resonanz sei bisher gut gewesen.

Ebenfalls beliebtes Ziel von Dieben: Geldbörsen in über Stühle gehängten Jacken oder Handys, die etwa in einem Café auf den Tisch gelegt werden. Mit einem Stadtplan verdeckt der Dieb das Telefon, gibt vor, nach dem Weg zu fragen und steckt es in die Tasche, während der gutgläubige Bestohlene den Weg erklärt. Gestern geschah das sogar so schnell, dass einige Umstehende den Diebstahl noch nicht einmal bemerkten.

Auf Nachfrage gaben alle Zuschauer an, immer auf die eigene Tasche zu achten. So wie Helga Steinberg. „Mir wäre so etwas nicht passiert“, sagt sie und deutet auf die nachgespielte Diebstahl-Szene. Bundespolizistin Sabrina Kühl schüttelt den Kopf. „Es wäre schön, wenn wirklich alle Leute auf ihre Wertgegenstände achten würden“, sagt sie. Aber die Erfahrung zeige leider etwas anderes. (mz)