Pilzesammler können zu Hause bleiben
Lieskau/MZ. - Pilzesammler, die am Wochenende ausschwärmen, können sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. Das meint Pilzberater Rudolf Kutzer aus Lieskau, der die Pilzplätze in Dölauer Heide aus langjähriger Erfahrung kennt. Seine Erklärung für das Ausbleiben der Pilze ist einfach: "Es regnet zu wenig." Das wirke sich auf alle mitteldeutschen Sammelgebiete aus - von der Dölauer Heide über den Ziegelrodaer Forst bis in den Harz hinein. Ihm zufolge verstärkt sich der Trend seit geraumer Zeit. Man habe deshalb schon vor zwei Jahren eine Pilzschau ausfallen lassen müssen.
Dass die Welt der Pilze etwas durcheinander geraten ist, kann Kutzer vielfältig belegen. So seien Pilze, die sonst oft in Gärten wachsen, die 2008 die seltene Ausnahme. Auch auf dem häuslichen Speiseplan zeigt sich das Dilemma. "Meine erste Pilz-Mahlzeit hatte ich dieses Jahr erst im Mai", bedauerte Kutzer. Es habe sehr viel Ausdauer gekostet, bevor der Korb mit Mai-Ritterlingen gefüllt war. Inzwischen sei die Situation nicht besser. Ohne seine geheimen Pilz-Plätze, die nicht einmal Ehefrau Christa kennt, wäre alles noch viel schwieriger. Es grenze fast an ein Wunder, so Kutzer, dass er am Freitag einen Hexenring entdeckt habe. Hinter diesem Begriff steckt eine Ansammlung von Pilzen, die sich allmählich ausbreitet. Ein Teppich mit großen weißen Tupfen an einer besonders abgelegenen Stelle - dort gedeiht der Riesen-Krempen-Trichterling, den der Sachverständige jetzt als sein Geheimnis hütet. Kein Wunder, denn dieser Pilz ist essbar. Eigentlich ist Kutzer aber einem anderen Pilz auf der Spur, dem Tintenfisch-Pilz, noch erfolglos. Dabei müsste man ihn leicht erkennen können: Aus seiner rötlichen Kugel wachsen diverse Tentakel. Statt dessen fällt sein Blick auf den Schwindling - ein Zwerg, dessen Kappe einen Zentimeter misst.
Und noch etwas: Kutzer muss mit einem Missverständnis aufräumen. Ein Sachverständiger kennt nicht alle Pilze. Allein in der Dölauer Heide gibt es ihm zufolge schätzungsweise 500 bis 600 verschiedene Arten. So kommt es, dass ein Pilzsachverständiger den anderen befragen muss. Begutachtet werden nur komplette Pilze. Beispielsweise kann die Wurzel wichtige Informationen preisgeben.