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Peter Piek Peter Piek: Maler bunter Melodien

Von Steffen Könau 28.09.2013, 12:19
Peter Piek lebt in Leipzig, sein Produzent kommt aus Halle.
Peter Piek lebt in Leipzig, sein Produzent kommt aus Halle. privat Lizenz

Halle/MZ. - Von Hause aus ist Peter Piek gar kein Musiker. Von Hause aus heißt er auch gar nicht Peter Piek. Doch Peter Piechaczyk, geboren in Chemnitz, als es noch Karl-Marx-Stadt hieß, und heute als eine Art Multikünstler zu Hause in Leipzig, macht keinen großen Unterschied zwischen Malerei, dem Schreiben von Büchern oder dem von Liedern. Piek, ein großer, auf den ersten Blick ungelenk wirkender Mann mit Flatterfrisur, tut einfach, was er mag. Und dann wird das auch gut.

Wie „Cut out the Dying Stuff“, das dritte Album des trommelnden Gitarristen, der nebenher Klavier und Bass spielt, während er singt. Ein Dutzend neue Songs hat Piek unter Regie von Leif Ziemann eingespielt. Und der Hallenser, besser bekannt als Bassist der Punkband 206, hat den leichten, an Größen wie Conor Oberst oder Passenger erinnernden Songs einen luftigen, unbeschwerten Sound verpasst, bei dem nichts mehr knarzt, wackelt und knistert wie bei einer Heimproduktion.

An Charme aber haben Songs wie „Girona“ oder „Alive“ deshalb nicht verloren. Peter Piek, bei „Green“ von der Dänin Nanna Schannong unterstützt, singt mit einer schmerzvollen, gehauchten Stimme irgendwo zwischen Thom Yorke, Bon Iver und Sufjan Stevens. Und nicht einen Moment klingt das auch nur entfernt, als versuche sich hier ein Epigone aus Sachsen an großer Songkunst. Ganz im Gegenteil. Nach rund 500 Konzerten, die Piek in den letzten Jahren in Europa, China und den USA gespielt hat, ist sich der Autodidakt seiner Mittel sicher. Piek, der als Maler zuletzt runde, drehbare und schwerelose Bilder erfunden hat, erfindet hier gesungene Gemälde. In „Painting a Line“, aufgesetzt auf einem unruhevollen Beat aus einer hektisch wackelnden Bass-Saite, quengelt sich die plüschweiche Stimme vor bis zu einem Refrain, in dem der Künstler dann eine strahlende Melodie aufscheinen lässt.

Abgesehen vom deutsch gesungenen „Analyse“, das gerade wegen seines wunderbar zerrüttelnden Textes wie ein Fremdkörper inmitten der englisch betexteten übrigen Stücke sitzt, ist „Cut out the Dying Stuff“ ein kleines Meisterwerk ohne jede Schwäche. Der Sound stimmt, jeder Akkord sitzt und Pieks Gesang schmeichelt sich je weiter hinten desto mehr ins Ohr. Das klingt alles einfacher als es ist und erinnert damit an die gemalten Kunstwerke aus gleicher Hand. Piek geizt nicht mit Farben, doch es sind die Muster, die er damit ausmalt, die die Wirkung besorgen. „Left Room“ etwa klingt tatsächlich wie ein verspäteter Oasis-Song - und dann ist es auch noch der beste, den Liam Gallagher nie geschrieben hat. Was Wunder, dass der Prophet im eigenen Lande nicht so viel gilt wie weit weg in der Ferne: Das neue Video zu „Left Room“ hat in China hunderttausende Zuschauer gefunden, Piek schaffte damit sogar das Kunststück, Mariah Carey von Platz 13 der Videocharts zu verdrängen. Seit Freitag ist der Musikmaler aus Sachsen wieder im Reich der Mitte auf Tour. Er spielt elf Konzerte in allen großen Städten.

Direkt zum Künstler: www.peterpiek.com

Peter Piek "Cut out the Dying Stuff"
Peter Piek "Cut out the Dying Stuff"
PPZK Records Lizenz