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Patenschaft für Flüchtlingskind Patenschaft für Flüchtlingskind: Raed aus Syrien hat in Halle neue Großeltern gefunden

Von Silvia Zöller 17.02.2019, 11:03
Karsten Thärigen (links) und seine Frau Roswitha (rechts) helfen Mutter Jehan Afifi und ihrem Sohn Raed, wo es nur geht. Und manchmal wird auch einfach nur gespielt. Für Raed ist das Paar zu neuen Großeltern geworden.
Karsten Thärigen (links) und seine Frau Roswitha (rechts) helfen Mutter Jehan Afifi und ihrem Sohn Raed, wo es nur geht. Und manchmal wird auch einfach nur gespielt. Für Raed ist das Paar zu neuen Großeltern geworden. Silvio Kison

Halle (Saale) - Roswitha Thärigen winkt ab: „Wir machen doch einfach nur das, was normal ist. Wir machen doch nichts Besonderes.“ Ist das so? Als 2015 viele Flüchtlinge - vor allem aus Syrien - nach Halle kamen, stand für die Buchhalterin und ihren Mann Karsten fest: Hier wollen wir helfen. Bei der Nacht der Migranten hatte das Ehepaar schon kurz Jehan Afifi und ihren Sohn Raed kennengelernt - wenig später, noch 2015 , wurde daraus auf Vermittlung der Freiwilligenagentur eine Patenschaft.

Hallenser unterstützen eine Flüchtlingsfamilie, wo sie nur können

Die vier haben sich kennengelernt - und sich auf Anhieb gut verstanden. Jehan Afifi ist überglücklich über die nun über dreijährige Unterstützung durch das Ehepaar: „Wir sind jetzt wie eine Familie“, sagt die 34-Jährige.

Der Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ wird in diesem Jahr bereits zum 17. Mal an Engagierte aus Halle und dem Saalekreis vergeben. Ab sofort und bis zum 31. März können Ehrenamtliche für die Auszeichnung vorgeschlagen werden.- sowohl Einzelpersonen als auch Vereine oder Initiativen . Jedoch können ausschließlich Ehrenamtliche nominiert werden, die sich in Halle oder dem Saalekreis für andere einsetzen.

Die Gala mit Preisverleihung ist am 25. Mai im Neuen Theater Halle. Initiatoren des Bürgerpreises sind die Mitteldeutsche Zeitung, die Volksbank Halle und das Neue Theater Halle. Die Initiatoren zeichnen dabei auch einen Prominenten aus, der sich in besonderem Maße für die Stadt Halle eingesetzt haben.

››Vorschläge einreichen per Mail: [email protected] oder unter www.mz.de/esel oder per Brief an Mitteldeutscher Zeitung, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle - Stichwort: Bürgerpreis

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Ohne die beiden würden sie und ihr neunjähriger Sohn nicht da stehen, wo sie heute sind: Ob Unterstützung in der Bürokratie, Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen, gemeinsame Urlaube oder Ausflüge und auch das gemeinsame Plätzchenbacken mit den drei Enkelkindern der Thärigens - alles das hat dazu geführt, dass sich Raed zu einem aufgeweckten, glücklichen Jungen entwickelt hat und Jehan eine Perspektive für sich entwickelt hat. „Ich habe zwar Deutsch in Kursen gelernt“, sagt sie. „Aber nur durch das Sprechen mit Roswitha habe ich es geschafft, vom Sprachniveau A1 auf B2 zu kommen.“ Für sie steht fest: „Roswitha und Karsten sind die Besten!“

Flüchtlingsfamilie aus Syrien: Mutter möchte gern beruflich Fuß fassen

Derzeit holt die Syrerin ihren Schulabschluss nach („Alle meine Zeugnisse sind in Syrien“) und hat für die Zeit danach bereits Pläne. Die junge Frau möchte gerne Altenpflegerin oder Kinderkrankenschwester lernen und so einmal ihren Lebensunterhalt selbst finanzieren.

Sogar Raed weiß schon, was er werden will: Fußballtrainer. Das runde Leder ist seine Welt, er will später einmal unbedingt die Sportschule in Halle besuchen. Sein Idol: Lionel Messi. „Früher war das mal Ronaldo, aber der ist jetzt nicht mehr so gut“, meint der Neunjährige. Er war auch schon in einem Verein aktiv und natürlich ist Sport das Lieblingsfach in der Schule. Da passt es auch ganz gut, dass Raed mit Unterstützung seiner Paten auch das Seepferdchen-Abzeichen gemacht hat.

Ehepaar aus Halle: „Eine solche Patenschaft ist eine Bereicherung.“

Die Patenschaft ist für die Thärigens jedoch alles andere als eine Einbahnstraße. „Für mich ist das ein Gewinn. Für mich war alles neu, die Kultur und Gastfreundschaft und vor allem der liebevolle Umgang“, sagt Roswitha Thärigen. Wie sie das ehrenamtliche Engagement zeitlich managt?

„Die Zeit nehme ich mir einfach, zum Beispiel am Wochenende oder nach der Arbeit.“ Ihr Ehemann Karsten ist seit einem Jahr im Ruhestand und hat somit mehr Zeit. Und auch er sagt: „Eine solche Patenschaft ist eine Bereicherung.“ Natürlich müsse es auch von den Eltern gewollt sein, dass Paten die Familien unterstützen. „Aber hier war die Suche nach Hilfe ganz klar da“, so Karsten Thärigen.

Paten werden in Halle noch gesucht

Jedoch: Hier gibt es noch Bedarf. Während aktuell 58 Bildungspaten in Halle vor allem Kinder betreuen, stehen derzeit zehn Familien auf der Warteliste, sagt Sulamith Fenkl-Ebert von der Freiwilligenagentur. Für sie gibt es derzeit keine Ehrenamtlichen, die zum Beispiel mit den Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren Hausaufgaben machen, Bildungsveranstaltungen besuchen oder einen Verein finden, in dem das Kind aktiv werden kann.

Den Wunsch nach einem Paten hat auch Jehan Afifi von Freunden und Bekannten schon oft gehört. Das Projekt „Bildungspaten“ hat sich aus den Willkommenspatenschaften weiterentwickelt, die für Geflüchtete zunächst angeboten wurden. Die Bildungspatenschaften werden für Kinder mit oder ohne Migrationshintergrund angeboten. Darüber hinaus vermittelt die Freiwilligenagentur auch Vorlesepatenschaften, Ankommenspatenschaften und Berufspatenschaften.

››Mehr Infos unter www.freiwilligen-agentur.de (mz)

Auch gemeinsames Klettern stand schon auf dem Programm.
Auch gemeinsames Klettern stand schon auf dem Programm.
Thärigen