Nächtliche Partys am Landesmuseum Partys am Landesmuseum in Halle (Saale): Machen Jugendviele zu viel Lärm und Dreck?

Halle (Saale) - Wenn es in so manchem halleschen Elternhaus abends heißt: „Mama, ich mach’ mich mal los zum Landesmuseum“, ist das meist nicht dem Interesse Jugendlicher an der Himmelscheibe geschuldet. Seit Jahren treffen sich vor allem ältere Schüler, egal ob Sekundarschüler oder Gymnasiasten, auf den Treppen des Museums in Giebichenstein, um zu feiern, Musik zu hören und (nicht nur Tabak) zu rauchen.
Die Anwohner und das Museum selbst, so schien es lange, haben sich mit ihnen arrangiert. Doch seit Wochen wächst die Kritik an den Open-Air Partys im Schatten der Himmelsscheibe.
Lärm am Landesmuseum bis spät in die Nacht
Im Stadtrat und jüngst im Personalausschuss klagten Anwohner über ohrenbetäubenden Lärm bis spät in die Nacht, Glasscherben auf den Wegen rund ums Museum und Vandalismus. Selbst dem Museum wurde es inzwischen zu bunt und so bat die Leitung um ein Gespräch mit der Stadt.
„Grundsätzlich sehen wir es keineswegs negativ, dass der Platz vor dem Landesmuseum seit Längerem von Jugendlichen als Treff genutzt wird. In letzter Zeit hat die Unsauberkeit vor dem Haus aber zugenommen“, sagt Museumssprecher Alfred Reichenberger.
Müll-Problem am Landesmuseum Halle (Saale): Wie reagiert die Stadt?
Zunächst habe man versucht, den Abfall zu reduzieren, indem man zusätzliche Mülltüten verteilt habe. „Ohne, dass dies allerdings Erfolg gezeigt hätte“, so Reichenberger. Deshalb will die Stadt nun verstärkt Streetworker einsetzen, außerdem sollen die Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei verstärkt werden. „Es herrscht Einigkeit darüber, dass die Jugendlichen nicht vertrieben werden, gleichwohl müssen die Vorkommnisse abgestellt werden“, sagt Reichenberger. Das Ziel sei eine „lebendige Stadt“, die einen einladenden Eingangsbereich des Museums einschließe.
CDU-Stadträtin spricht für um den Schlaf gebrachte Nachbarn
Der CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher, die selbst in der Nähe wohnt und das Problem im Stadtrat angesprochen hatte, geht das aber nicht weit genug. „Die Antwort erinnert an den Umgang mit der Hasi“, sagt sie im Gespräch mit der MZ. Auch über das besetzte Haus in der Hafenstraße heiße es, es sorge für eine „lebendige Stadt“, eine Formulierung, die Wünscher übel aufstößt.
„Dass rund ums Landesmuseum keiner mehr in den Schlaf kommt, interessiert nicht. Jede Kneipe wird zu später Stunde geschlossen, aber vor dem Landesmuseum kann herumkrakelt werden bis spät in die Nacht.“
Nächtliche Partys am Landesmuseum: Geht die Polizei das Problem zu lasch an?
Nach Ansicht der Stadträtin gehen die Ordnungskräfte falsch mit dem Problem um. „Wenn die Polizei gerufen wird, ist sie erst drei Stunden später da. Und statt zu den Jugendlichen zu gehen, klingeln die Beamten bei den Anrufern“, meint Ulrike Wünscher. Das sei aber der falsche Weg.
Erst kürzlich am Himmelfahrts-Wochenende sei es wieder besonders schlimm vor dem Landesmuseum gewesen. Von der Stadt wollte Wünscher wissen, wie viele Anzeigen es im Bezug auf die Partys vor dem Museum in den vergangenen zwei Monaten gegeben hat. „Aber eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen“, sagt sie.
Ordnungsamt Halle verlängert Einsatzzeiten
Unterdessen plant die Stadt, den Ordnungsdienst zu verstärken und die Dienstzeiten zu verlängern. Freitags soll das Ordnungsamt bis Mitternacht, statt wie bislang bis 22 Uhr erreichbar sein, samstags von 8 bis 24 Uhr, statt nur bis 16 Uhr. Ganz neu soll auch ein Sonntagsdienst eingeführt werden, der von 8 bis 18 Uhr dauern soll. Montags bis donnerstags bleibt es bei den Zeiten von 7 bis 22 Uhr.
Politiker äußerten jedoch bereits Bedenken, dass diese Zeiten nicht ausreichen könnten. So sprach Johannes Krause (SPD) im Personalausschuss davon, dass es erst um 2, 3 Uhr so richtig laut werde, wenn der Alkoholpegel entsprechend hoch sei. (mz)