1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Hausbesetzer in der Hafenstraße : Hausbesetzer in der Hafenstraße : Die "Hasi" ist gekommen um zu bleiben

Hausbesetzer in der Hafenstraße  Hausbesetzer in der Hafenstraße : Die "Hasi" ist gekommen um zu bleiben

Von Anja Förtsch 13.02.2018, 06:00
Ehemaliges „Hasi“ in der Hafenstraße
Ehemaliges „Hasi“ in der Hafenstraße Archiv/Oliver Müller-Lorey

Halle (Saale) - Das Tor zur „Hasi“ ist offen. Nicht einfach nur unverschlossen-offen sondern sperrangelweit-offen. Kein Verbarrikadieren - obwohl der Bauzaun, der das Gebäude umgibt, etwas anderes suggeriert. Den Zaun hatte Möbelunternehmer und Nachbar Helmut Lührmann, angeblich wegen Sicherheitsauflagen der Stadt, aufstellen lassen.

Es gibt auch keine Hinweise auf eine drohende Räumung. „Wir sind ja auch noch hier“, sagt Robin Müller vom Capuze-Verein, der das „Hasi“ genannte Haus in der Hafenstraße nutzt. „Und wir gehen auch so schnell nicht weg.“

Ende Februar soll die endgültige Entscheidung zur „Hasi“ fallen

Jedenfalls nicht vor dem 28. Februar. Denn dann entscheidet der Stadtrat ein vorerst letztes Mal über die ehemalige Gasanstalt. Dass der Termin nötig wird, hätten Müller und die anderen noch bis vor einigen Monaten nicht gedacht. „Es sah ja immer so aus, als könnten wir das Haus weiter nutzen und auch die SPD hatte entsprechende Signale gegeben.“

Mit der Entscheidung habe aber niemand gerechnet: Im Dezember hatte der Stadtrat beschlossen, das Haus doch nicht vom Eigentümer HWG zu kaufen und an den Verein zu vermieten. Das Zünglein an der Waage waren dabei die Stimmen der SPD. „Wir bekommen immer mehr das Gefühl, dass es in dieser Debatte um Luxuswohnungen geht, die hier entstehen sollen“, sagt Müller.

Schließlich hätten auch Mieter auf dem Gelände am Sophienhafen bereits ihre Kündigungen bekommen. „Oder die SPD konnte es nicht ertragen, einer Meinung mit Oberbürgermeister Bernd Wiegand zu sein.“

Warum die Nutzer der „Hasi“ der HWG die Schlüssel nicht zurückgegeben haben

Aber die Entscheidung war gefallen und der Nutzungsvertrag zwischen HWG und Verein zum 31. Januar ausgelaufen. Am 5. Februar wollten HWG-Mitarbeiter die Schlüssel zum Objekt vom Verein zurückfordern - und mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. „Wir haben der HWG keine Schlüssel zurückgegeben“, sagt Müller. „Wie auch, wir haben ja nie welche von ihnen bekommen.“

Die Zugänge zum Haus hätten die Aktivisten schließlich selbst gesichert, inklusive Schlössern. Auch einer weiteren Forderung der HWG sind die Vereinsmitglieder nicht nachgekommen: Objekt und Grundstück im ursprünglichen Zustand zurückzugeben. 

„Wo sollen wir denn den ganzen Müll wieder herbekommen?“, fragt er gut gelaunt. „Im ursprünglichen Zustand würde bedeuten: völlig verwahrlost und vermüllt, denn so sah es aus, als wir das Haus erstmals betreten haben.“

„Hasi“ droht nun offenbar die Räumung - Nutzer wollen aber nicht gehen

Tatsächlich stand das Haus jahrelang leer, die HWG kümmerte sich nicht um Sanierung oder Erhalt. „Wir würden uns gern um die Sanierung der Fassade kümmern, warten aber auf die Erlaubnis.“

Nun droht der „Hasi“ offenbar die Räumung: Die HWG werde „die weiteren Schritte einleiten, die üblicherweise auf eine nicht zustande gekommene Objektübergabe an den Vermieter folgen“, sagte Unternehmenssprecherin Susan Müller nach der missglückten Schlüsselübergabe. „Bei uns ist bisher kein Schreiben eingegangen, auch keine Räumungsankündigung“, so Müller.

In ein anderes Objekt umziehen will der Verein jedenfalls nicht. „Wir haben hier schon so viel Zeit und Energie hineingesteckt, das würden wir woanders gar nicht noch einmal schaffen.“ Und schließlich sei die „Hasi“ das letzte soziale Projekt in der Innenstadt. „Werden wir hier auch noch rausgedrängt, dann kann man in der Innenstadt bald nichts anderes mehr machen als einkaufen.“

Trotz Beschwerden von Anwohnern: Die „Hasi“ hat auch ihre Unterstützer

Das befürchtet auch eine Anwohnerin. „Wir sind direkte Anwohner und weder ich noch meine Mitbewohner können irgendwelchen Lärm bestätigen. Die Straßenbauarbeiten kürzlich waren viel schlimmer“, sagt die Medizinstudentin.

Sie besucht regelmäßig Workshops und Veranstaltungen. „Wäre die ,Hasi’ weg, würde wirklich etwas fehlen. Wo gibt es schon noch solche Angebote, die kein oder kaum Geld kosten? Wo kann ich sonst selbst etwa kostenlos einen Filz-Workshop anbieten?“ Man müsse in der Diskussion um das Haus auch bedenken, dass vielen Menschen diese Angebote helfen und dass die Betreiber viel Zeit und Arbeit hineinsteckten. „Und was wäre auch die Alternative? Das Haus würde weiter leerstehen.“

Was passiert mit dem Haus, wenn der Verein auszieht? 

Der Ansicht ist auch Müller. Dabei habe der Verein der HWG angeboten, das Haus für 50.000 Euro zu kaufen. Doch die HWG lehnte ab. „Das Haus steht unter Denkmalschutz, es kann nicht einfach zu Wohnungen umgebaut werden.“

Er glaubt, dass die HWG es weiter verfallen lassen würde. „Bis es einsturzgefährdet ist und abgerissen werden kann, um neue Wohnungen zu bauen.“ Er setzt dennoch auf den Stadtrat. „Die SPD müsste ja nicht einmal zustimmen, es würde reichen, wenn sie sich enthält.“ (mz)