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Entschuldigung per Postkarte Pädophiler aus Halle (Saale) vor Gericht: 48-Jähriger soll Stieftöchter jahrelang missbraucht haben

Von Oliver Müller-Lorey 21.02.2018, 10:19

Halle (Saale) - Unerkannt bleiben um jeden Preis. Das wollte ein 48-jähriger Hallenser, der seit Dienstag wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs seiner Stieftöchter vor dem Landgericht Halle steht.

Vor Beginn der Verhandlung vermummte er sich mit einer grauen Wollmütze, einem Schal und einer Sonnenbrille. Nach Aufruf der Verhandlung durch Richter Helmut Tormöhlen stellte der Angeklagte den Antrag, die Öffentlichkeit auszuschließen, da seine Persönlichkeitsrechte gefährdet seien - erfolglos.

Tormöhlen ließ Vertreter von Presse und Fernsehen im Saal sitzen und mit anhören, was der Angeklagte zu den Anschuldigungen zu sagen hatte.

Hallenser soll Stieftöchter beim Vorlesen missbraucht haben

Vorgeworfen wird ihm, sich zwischen 2008 und 2011 insgesamt zehn Mal an seinen beiden minderjährigen Stieftöchtern, die leiblichen Kinder seiner neuen Ehefrau, vergangen zu haben. Die eine Stieftochter ist im Jahr 1998, die andere 2000 geboren. Konkret soll sich der Angeklagte an den Mädchen beim Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten vergangen haben.

Hallenser lud Kinderporno-Bilder aus dem Netz herunter

Vor Gericht stritt der Mann ab, die Stieftöchter in sexueller Weise berührt zu haben, gab jedoch zu, pädophil zu sein. „In der Zeit, in der meine Frau schwanger war, habe ich festgestellt, dass ich eine pädophile Neigung habe. Ich habe auch Bilder heruntergeladen, aber für sie nie bezahlt“, sagte der 48-Jährige, der inzwischen getrennt von seiner Frau, den beiden Stieftöchtern und seiner leiblichen Tochter lebt.

Die Bilder von Kindern in eindeutigen Posen habe er sich auf Arbeit angesehen, wenn kein Kollege im Raum gewesen sei. Auf die Frage des Richters, ob er beim Vorlesen am Bett seiner Stieftöchter erregt gewesen sei, antwortete der Angeklagte: „Das kann schon sein, ja.“

Er habe sich zu den beiden Mädchen hingezogen gefühlt, aber einem von beiden höchstens ein- oder zweimal über den Po gestreichelt. Die Vorwürfe aus der Anklage seien falsch.

Hallenser schrieb Entschuldigungs-Postkarten an Stieftöchter

Belastet wird der Angeklagte jedoch nicht nur von den Stieftöchtern, sondern auch von Chat-Protokollen und zwei Entschuldigungs-Postkarten an die Mädchen, die der Richter am Dienstag vorlas. Darin heißt es wörtlich: „Es tut mir leid, was ich dir angetan habe“.

Allerdings habe seine Frau ihn gezwungen, die Entschuldigung an die Mädchen zu schreiben. „Sie wollte, dass ich das genau so schreibe.“ Mit „dem was er ihnen angetan hat“ meine er auch keinen sexuellen Missbrauch, sondern das Verheimlichen seiner Neigung und das Ausspionieren der Mädchen.

Versteckter Slip im Nachtschrank, Geständnis per Whatsapp

In einem Whats-App-Chat mit einer Stieftochter, in dem sie ihm sexuelle Belästigung vorwirft und damit konfrontiert, pädophil zu sein, bat der Mann ebenfalls um Verzeihung. Er antwortete ihr sogar, man müsse Pädophilie nicht ausleben, was ihm leider nicht immer gelungen sei. Ein Indiz für tatsächlichen sexuellen Missbrauch wollte der Angeklagte am Dienstag darin trotzdem nicht sehen. Er habe die Nachrichten seiner Stieftochter beim Fahren im Auto beantwortet, ohne ihre Fragen richtig gelesen zu haben.

Das Auftauchen eines Slips der Stieftochter in einem Nachtschrank, den nicht sie nutzte, erklärte der Angeklagte damit, ihn versteckt zu haben. Er habe das Mädchen damit erziehen wollen, die Wäsche vor dem Waschen richtig zu sortieren. „Das ist schon eine ziemlich abenteuerliche Geschichte“, sagte Tormöhlen. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. (mz)