Orgel-Sanierung Orgel-Sanierung: Einen Ton höher
Rothenburg/MZ. - Dort, wo eigentlich die Orgel auf der Empore steht, ist in der Kirche St. Marien in Rothenburg seit einigen Tagen nur noch die "leere dreiflüglige Hülle" zu sehen. Orgelbauer Thomas Schildt aus Halle hat sie in nur drei Tagen restlos abgebaut und alle Pfeifen und anderen Einzelteile mit in seine Werkstatt genommen. Dort hat der Orgelbauer nun die gesamten Wintermonate über zu tun, muss alle Teile reinigen und genau auf Schäden untersuchen, die er anschließend beheben muss.
"Das Rothenburger Instrument ist eine sehr früh-romantische Orgel, die von ihrer Bauweise her noch sehr an eine klassische barocke Orgel angelehnt ist", erläutert Thomas Schildt. Sie stamme aus dem frühen 19. Jahrhundert, genauer gesagt aus dem Jahr 1829, und wurde vom Orgelbaumeister Voigt aus Polleben geschaffen.
Das ein-manualige Instrument weise eine Besonderheit auf. Es sei ursprünglich so gebaut gewesen, dass es einen Ton höher gestimmt war, als unser Kammerton von 440 Hertz heute, auf den die Instrumente einer Musikgruppe eingestimmt werden, erläutert Schildt. Durch einen Umbau sei die Tonhöhe irgendwann aber herabgesetzt worden.
Thomas Schildt ist nun nicht nur damit beschäftigt, alle Orgelpfeifen wieder spielbar zu machen, sondern auch die Königin der Instrumente wieder in ihre Originaldisposition zu bringen. Darauf müsse sich die Gemeinde nach der Orgelrestaurierung einstellen.
Die Voigt-Orgel ersetzte einst ein Vorgängerinstrument aus dem Jahr 1756, dass schon nach weniger als zwanzig Jahren reparaturbedürftig war und schnell so baufällig wurde, dass es nicht mehr genutzt werden konnte. Im Jahr 1828 habe sich deshalb der damalige Pfarrer der Gemeinde an den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. gewandt, um ihn als Patron der Kirche um finanzielle Unterstützung zu bitten, geht aus alten Aufzeichnungen zur Geschichte des Orts Rothenburg hervor.
Die neue Orgel sollte 500 Reichsthaler kosten. Der König bewilligte 400 Reichsthaler. Die restlichen 100 wurden von Mitarbeitern des Rothenburger Hüttenwerks und der Gemeinde zusammengetragen. Der Einbau der Orgel begann im Jahr 1829. Aufgrund des strengen Winters wurden die Einbauarbeiten aber unterbrochen, sodass die Orgelweihe erst am Sonntag, den 2. Mai 1830 stattfinden konnte.
Geweiht wurde sie allerdings nicht in der heutigen St. Marienkirche, sondern in deren Vorgängerbau, der allerdings 1843 stark baufällig war. Der berühmte Berliner Architekt Friedrich August Stüler erbaute 1844 die neue Kirche in romanisierenden Formen. Rund 15 Jahre nach ihrem Entstehen zog die Orgel in den neuen sakralen Bau um.
Der erste Bauabschnitt der Orgelsanierung betrage rund 30 000 Euro, war von Pfarrer Andreas Schuster zu erfahren. Finanziert werde das durch die Stiftung Orgelklang, dem Orgelfonds der Landeskirche, dem Kirchenkreis Halle-Saalkreis und ein gutes Spendenaufkommen, so Schuster weiter. Im Frühsommer soll die Orgel wieder in der Kirche erklingen.