Drastische Einbußen Oper in Halle (Saale) ist ein Fass ohne Boden

Halle (Saale) - Das Eigenlob hallt noch deutlich nach: Als „sehr erfolgreich“ schätzt das Leitungsteam der Oper Halle seine Arbeit ein. Von „zumeist ausverkauften Vorstellungen“ und gar von „sparsamen Lösungen“ ist die Rede bei dem, was MZ-Leser am Freitag als Statement der Führung des Musiktheaters lesen konnten.
Die nüchternen Zahlen dieser Sparte der halleschen Theater, Oper, Orchester Gesellschaft (TOOH) , die der MZ nun vorliegen, sprechen eine andere Sprache. Ja, die Fakten stehen im glatten Gegensatz zu den Aussagen des Opernintendanten Florian Lutz und seines Mitstreiters Michael von zur Mühlen.
Oper Halle (Saale): Einnahmen sind drastisch gesunken
Um ruinöse 44,5 Prozent sind die Erlöse in der Zeit ab Januar 2017 eingebrochen - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, noch in der Ära von Intendant Axel Köhler, der im Frühjahr letzten Jahres immerhin noch 600.000 Euro in die Theaterkassen einsingen ließ.
Dass dem mit 333.000 Euro heute fast eine Schnapszahl gegenübersteht, ist leider kein Witz. Ähnlich finster sieht es bei den Publikumszahlen aus. Lutz und Co. haben hier quasi eine voll besetzte Erdgas-Arena weggezaubert: Sage und schreibe 14.000 Zuschauer fehlen im fraglichen Zeitraum gegenüber Köhlers Besucherzahl von 34.500.
Oper Halle (Saale): Wie kommt der drastische Zuschauerschwund zustande?
Wie man so was schafft? Da sind schon ein paar Tricks nötig, wie etwa die drastische Reduzierung von Zuschauerplätzen - nicht nur in der den großen Saal jeweils komplett verändernden „Raumbühne Heterotopia“, sondern auch im Operncafé, dessen neuer (zum Glück) „reversibler Kulissen-Einbau“ - wie Michael von zur Mühlen sagt - bei vielen älteren Theaterfreunden peinliche Erinnerungen an DDR-Ästhetik weckt.
Und die bei etlichen von ihnen die Lust aufs Opernhaus - wie die Zahlen belegen - wohl schon im Ansatz unterbindet. Im Nachhinein wirkt die Plakat-Kampagne „Alles brennt!“, mit der Halles Opern-Erneuerer letzten Sommer von sich reden machen wollten, nun wie die Einlösung einer düsteren Prophezeiung.
Für ein geheimnisumwobenes Projekt im bisherigen Flüchtlingsheim im einstigen Maritim-Hotel will die Oper nun noch mal zusätzliche 448.000 Euro ausgeben - und für die knappe Hälfte (240.000 Euro) die hallesche Bundeskulturstiftung anzapfen.
Bühnen in Halle (Saale) stecken in ernsten finanziellen Schwierigkeiten
Im nicht öffentlichen Teil des Finanzausschusses war zuvor bekanntgeworden, dass die TOOH in ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckt. Die Deckungslücke im Etat für das laufende Jahr soll bei 1,5 Millionen Euro liegen.
Grund sind offenbar Verzögerungen beim geplanten Personalabbau von einst 480 auf nur noch 419 Vollzeitstellen. Die Stadt Halle verhandelt mit dem Land über eine Lösung des Problems. Sollte kein Konsens gelingen, hätte die TOOH im vierten Quartal dieses Jahres einen Liquiditätsengpass. Laut Stadtsprecher Drago Bock soll der Bühnenbetrieb mit dem Erhalt aller Sparten dennoch „sichergestellt“ sein. (mz)