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Obst und Gemüse selbst zubereitet

Von TRIXI RITTER 09.01.2009, 20:20

HALLE/MZ. - Unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) initiierte der Verein "Ernährung und Bewegung" das Pilot-Programm "Gesunde Kitas - starke Kinder".

Deutschlandweit beteiligen sich 56 Einrichtungen an dem Projekt, allein zwölf werden am so genannten Transferstandort Halle durch spezielles Training betreut.

Das Projekt vermittelt einerseits Grundlagen einer gesunden Lebensweise und setzt darüber hinaus auf Selbstvertrauen durch Selbstständigkeit. Kinder sollen Sport treiben, wann immer sie Bewegungsdrang verspüren. Sie erfahren Entspannungsvarianten, haben ein flexibleres Zeitfenster für Essenspausen, und Dreijährige probieren bereits, Obst und Gemüse ganz allein mit dem Messer zu schneiden.

"Eltern sind überrascht, wenn sie erleben, was ihren Kindern gelingt, wenn man es ihnen nur zutraut", berichtet Kerstin Schneider. Sie leitet die durch das Trainingskonzept geförderte Kita am Breiten Pfuhl (Südstadt), in der Kinder Alltägliches wie zum Beispiel den Gebrauch von Salz durch Experimente erforschen.

Speziell sozial benachteiligte Kinder könnten von der Initiative profitieren. "Manche Eltern sind aus wirtschaftlichen oder sozialen Gründen nicht in der Lage, einfachste Voraussetzungen zu schaffen. Es gibt Kinder, die wissen nicht, wie ein Brokkoli aussieht", so Antje Meißner-Trautwein vom Institut "Bildung elementar", das das Projekt begleitet. "Kindereinrichtungen müssten heute familienergänzend arbeiten. Dabei wollen wir jedoch weg von zu viel Aktionismus und erzwungenen Lernstunden."

Katrin Lademann, Referentin der Stadt für frühkindliche Bildung, sieht großen Bedarf bei der Veränderung von Rahmenbedingungen in Kitas, damit Anforderungen durch Betreuer überhaupt erfüllbar sind. Ebenso hält sie eine ergänzende Übernahme pädagogischer Ansätze beim Wechsel vom Kindergarten zur Schule für zunehmend notwendig. Viola Garzareck, selbst langjährig als Leiterin verschiedener Kindergärten beschäftigt, ist jetzt mit dem Trainingsprogramm in Halle betraut. "Es sind ganz elementare Dinge, die sich Kinder heute aneignen müssen, nicht zuletzt, weil sie viel zu viel Zeit vor Bildschirmen verbringen."

Die Kompetenz von Betreuern plötzlich in Frage zu stellen, lehnt Viola Garzareck ab. "Wir setzen auf Wertschätzung und aufbauende Motivation. Aber generell wollen wir weg von der Trichterarbeit, hin zu einer ganzheitlichen Erfahrungswelt von Kindern. Uns geht es um Anerkennung ihrer individuellen Persönlichkeit und mehr Vertrauen in ihre Neugier", betont sie.