Niemand will das Tafelsilber
Wettin/MZ. - Die Crux: Für kein einziges Angebot gab es Interessenten.
Neue Mieter im Rathaus
Eine Tatsache, mit der man in Wettin leben muss, findet Bürgermeisterin Dorette Köhler (SPD). Ein glücklicher Umstand sei aber gewesen: Für das Rathaus habe es nach dem Umzug der meisten Verwaltungsstellen nach Löbejün, dem Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Nördlicher Saalkreis, Miet-Interessenten gegeben, so dass das Rathaus nicht mehr zum Verkauf angeboten werden musste.
In den imposanten Bau eingezogen seien inzwischen die Musikschule Saalkreis, ein Ingenieurbüro und zwei Firmen, die sich mit der Betreuung von Sozialhilfeempfängern und Arbeitsvermittlung befassen. Von der städtischen Verwaltung, so Köhler, sind noch das Standesamt und die Meldebehörde im Haus und bleiben auch dort.
Stopp bei Investitionen
Ein Lichtblick, finden auch viele Wettiner. Jedoch die Schuldenlast von 16 Millionen Euro können durch die Mieteinnahmen allein nicht abgeschmolzen werden. Das sieht auch die Bürgermeisterin so. "Wir haben diese Schulden nicht verursacht, wir müssen damit klar kommen. Aber unsere Schmerzgrenze ist erreicht. Wir wissen nicht mehr, wo wir noch sparen können."
Keine guten Aussichten. Einen Haushaltsentwurf 2007, das bestätigte Steffen Fischer, Pressesprecher der Kreisverwaltung, am Mittwoch auf Anfrage, habe die Stadt bei der Kommunalaufsicht noch nicht vorgelegt. Investitionen seien somit nicht möglich. Die vorläufige Haushaltsführung, so Fischer weiter, erlaube der Stadt lediglich die Übernahme der Tagesgeschäfte.
Wo kann Wettin, die Saalestadt mit derzeit etwa 6 800 Einwohnern, noch sparen oder bleibt die Stadt mit der Burg, der Wiege des sächsischen Königshauses, auf ihren Schulden sitzen? Bürgermeisterin Köhler ist froh, dass der grundhafte Ausbau der Halleschen Straße bis Ende April fertig sein wird. In drei Bauabschnitten wurden Versorgungsleitungen gelegt, Fußwege entstehen derzeit, es folgt die Asphaltierung der Fahrbahn. An weitere Bauprojekte ist nicht zu denken. An einen oft geforderten Radweg ebenfalls nicht. Köhler: "Der kann nur gebaut werden, wenn Geld da ist."
Fähre bleibt vermietet
Für die Templerkapelle sei jetzt eine Nutzersatzung erarbeitet worden, so die Bürgermeisterin. Es gehe darum, durch Veranstaltungen in der um 1270 gebauten Kapelle wenigstens die laufen Kosten für den Unterhalt zu decken. Was den Betrieb der Fähre über die Saale bei Kloschwitz angeht, bleibt wohl alles wie es ist. Sie ist an den Fährmann vermietet. Für Reparatur- und Wartungskosten muss die Eigentümerin aufkommen - die Stadt Wettin.