Neuerscheinung: Neuerscheinung: Halle aus der Vogelperspektive

HALLE/MZ - Am 14. September 1913 sitzt der hallesche Fotograf Paul Rabe im Zeppelin „Sachsen“ und gleitet über Halle hinweg. Und er macht ein Foto mit seiner Glasplatten-Handkamera vom Markt. Unten drängten sich die Menschen auf der Brücke der Hausmannstürme: Ein Zeppelin! „Noch ein Glas Champagner?“ - Nein, das wissen wir jetzt nicht. Doch das Angebot des Stewards ist wahrscheinlich. Schließlich hat Halles Luftbild-Pionier Rabe 100 Reichsmark für die Bordkarte des Zeppelin hingeblättert - da kann man schon mal mit einer Erfrischung rechnen. „Das wären heute immerhin so 3 000 bis 3 500 Euro“, schätzt Halles Stadtarchivar Ralf Jacob. Eine Investition: Rabe habe gleich am nächsten Tag begonnen, die Luftbild-Fotos zu verkaufen. Man habe sie ihm aus den Händen gerissen.

2013, also 100 Jahre später, sitzt Luftbild-Fotograf Horst Fechner nicht ganz so bequem wie sein Vorgänger. Bei seinem jüngsten Flug, vor einigen Tagen etwa: Die Luke des Hubschraubers ist offen, es sind fünf Grad - Minus. Handschuhe trägt Fechner nicht, mit denen könnte er seine Nikon D 800 nicht gut bedienen. Pilot Martin Krüger peilt den Roten Turm an. „Wir versuchen im gleichen Winkel wie damals anzufliegen“, sagt Fechner.

Das genau ist die Idee, die seinen inzwischen schon siebenten Bildband mit Luftbildern tragen soll, der jetzt erschienen ist. Er heißt: „100 Jahre Luftbildfotografie in Halle“. Darin hat Fechner die 1913 fotografierten Halle-Ansichten aus der Vogelperspektive aus dem gleichen - aber meist etwas erweiterten - Blickwinkel „nachfotografiert“. Und so wird die Entwicklung der Stadt in 100 Jahren besonders gut gezeigt.

Das Buch gibt es nur in den MZ-Service-Centern am Markt 2 und im Pressehaus Delitzscher Straße. Es kostet 24,90 Euro. Online bestellen kann man es unter www.mz-web.de/shop.

„Diese umfassende Möglichkeit, auf einen Blick, bietet nur die Luftbildfotografie, das kann kein Fassadenbild leisten“, sagt Ralf Jacob. Der Stadtarchivar hat die 29 Bildpaare Vergangenheit-Gegenwart mit kurzen Texten versehen. Und mit einem Vorwort, in dem es um die Leidenschaft Luftbildfotografie geht. Diese vereint beide Fotografen, Rabe und Fechner, über 100 Jahre hinweg. „Ich habe wirklich eine Leidenschaft dafür entwickelt: Ich möchte auch ein Chronist der Stadt sein“, sagt Host Fechner. Das ist er. In 100 Jahren werden auch seine Bilder Vergangenheit sein. Die Nachgeborenen werden die Aufnahmen so erstaunt anscheuen wie wir heute die 100 Jahre alten Paul-Rabe-Bilder: 1913 standen etwa nur wenige Häuser rund um die Pauluskirche, dahinter war Feld, in Bruckdorf riss zur gleichen Zeit ein Kohletagebau Wunden in die weite Landschaft. Und wo sich heute Halles Stadion mit seinem Fußballfeld erhebt, war 1913 noch richtiger Acker.