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Neue Schau in Zeitkunstgalerie in Halle Neue Schau in Zeitkunstgalerie in Halle: Jarausch im Farbrausch

Von Detlef Färber 17.03.2016, 16:13

Halle (Saale) - Wirksames Verjüngungsprogramm mit F? Na, schon vergessen im letzten Dreivierteljahr? Nein, von wegen, denn die Rede ist ja mal wieder vom Frühling. Und zu dem gibt es jetzt schon Tage vor dem kalendarischen Start einen furiosen malerischen Vorgeschmack in der Zeitkunstgalerie. Da hat gerade eine neue Schau von Karin Jarausch begonnen - einer Künstlerin, die für die hallesche Pop-Art-Tradition steht. „I like your style“ ist die Präsentation überschrieben - in raffinierter bis suggestiver Vorwegnahme des Publikumsurteils, das zumindest bei der rauschenden Vernissage vollauf dieser Titelvorgabe entsprochen haben soll.

Liebe zu farbiger Opulenz

Kunststück, schließlich lässt die Künstlerin die Betrachter buchstäblich in Blumenmeeren baden. Eins davon - das größtformatige ihrer Ölgemälde dieser Schau - ist mit „Ewigliche Liebe“ überschrieben. Und ein Blick in die Runde der gezeigten Arbeiten überzeugt auch augenblicklich davon, dass in der kleinen Ewigkeit, die die Arbeit am hier zu sehenden Werkausschnitt der Malerin gedauert haben mag, bei ihr die Liebe zu farbiger und blumiger Opulenz niemals nachgelassen hat. Karin Jarausch im Farbrausch wäre demnach auch ein denkbares Motto gewesen - zumindest auf den ersten Blick.

Doch spätestens auf den zweiten Blick geht es um mehr - vor allem da, wo die Malerin eine zumeist eher passive Akteurin in eins der bunten Ambiente versetzt. Und was tut so eine Akteurin da? Oder besser gefragt: Was tut sie nicht, die jeweilige potenzielle Protagonistin? Karin Jarausch spricht spöttisch von dem kurzen Abstand zwischen Handtasche und Handy, auf dem sich hier offenbar Entscheidendes abspielt. Und genau das lohnt es wohl abzubilden, weil es womöglich Wesentliches zeigt.

Nämlich was? „Es ist mein Blick auf die postfeministische Welt“, sagt die Künstlerin, die gern zugibt, dass es sich bei ihren Bildern um eine provokante Wiedergabe dieses Blicks handelt. Oder, wie sie fast zugleich sagt, um ein „Gesprächsangebot“. Nur wer ist die Frau, die es unterbreitet? Thüringerin von Geburt, aus Eisenberg stammend, dann in Leuna aufgewachsen und im dortigen, mittlerweile legendären Zeichenzirkel - einer Kreativkaderschmiede der halleschen Kunsthochschule - zur Künstlerin gereift, hat sie später an der „Burg“ Textilgestaltung bei Inge Götze studiert, bevor sie sich als freie Künstlerin ganz und gar der Malerei verschrieben hat.

Und dabei jener Pop-Art, für die in Halle Inge Götze samt Familie mit den Malern Wasja und Moritz Götze steht. „Neoromantische popartistische Interpretationen“, nennt Karin Jarausch selber das, was sie macht. Doch Interpretationen wovon? Von einer Welt womöglich, die sich selbst für eine bunte Welt hält? Und die sich anschickt, immer bunter zu werden.

Schönes, fröhliches Nichts

Das Interessante an diesen auf Anhieb eher zum Genuss einladenden „I like your style“-Bildern ist freilich die Leere hinter dem Bunten, die hier konstatiert wird. Und eine gewisse Unlebendigkeit, die durch jeweils ein Tier als belebendes Element um so deutlicher zutage tritt. Außerdem sind da Frauenbeine, die nicht loslaufen, und Frauenaugen, die ins Nichts schauen: Postfeministisch! Aber welch schönes, fröhliches Nichts zeigen diese Bilder! Bilder zum Verstehen, zum Eintauchen und Genießen.

Die Ausstellung ist bis zum April in der Kleinen Marktstraße 4 zu sehen - geöffnet ist jeweils dienstags bis samstags ab 11 Uhr. (mz)