Neue Klimaanlage Neue Klimaanlage: Opern-Besucher müssen endlich nicht mehr schwitzen

Halle (Ssaale) - Gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Händelfestspiele ist die marode Klimaanlage des Opernhauses erneuert worden. Seit einer Woche läuft der Probebetrieb. Allerdings mit - mindestens gefühlt - unterschiedlich gutem Erfolg: Während sich am vergangenen Freitag bei der Premiere der diesjährigen Händeloper-Produktion das Publikum nur auf dem Rang Luft zufächerte, war zwei Tage später, am Sonntag, selbst im Parkett die Luft extrem stickig. Mehrere Besucher haben sich über die schlechte Luft und Hitze in diesem Opernabend beschwert.
Nur Parkett mit Zuluft ausgerüstet
Rund 160.000 Euro hat die Erneuerung der Technik gekostet. Das klimatische Problem in Halles erstem Musikhaus löst das jedoch nicht. Wer jemals in der Oper langen Arienreihen Händels, an heißen Sommerabenden zuhörte, der konnte schon mal den musikalischen Faden verlieren - angesichts der Hitze und berauchter Luft. Zumal auf den beiden Rängen. Denn nur das Parkett ist mit Zuluft unter jedem Stuhl ausgerüstet. Zu den Rängen führen zwar Schächte für Frischluft in der Saalrückwand, aber die Luft wird nicht wirklich aktiv zwischen die Stuhlreihen geblasen.
Die Erneuerung der Technik war nötig. Die Anlage funktionierte nicht mehr richtig. „Mehrere Teile der Anlage waren nicht mehr zu beschaffen. Zudem darf das Kühlmittel in Europa nicht mehr verwendet werden“, sagt Ulrich Scheffler, Technischer Betriebsleiter der Bühnen Halle GmbH.
Glücklicherweise habe man es noch vor den Händelfestspielen geschafft, die Anlage zu warten. Auf dem Dach wurden - in Abstimmung mit dem Denkmalschutz - Ventilatoren gestellt, die eigens verrohrt werden mussten.
Vor einer Woche getestet
Die Abstimmung der Anlage im Großen Saal ist indes nicht einfach. Am Donnerstag vor einer Woche wurde die erneuerte Klimaanlage erstmals ausprobiert. Mit durchschlagendem Erfolg. „Bei der Probe hat sich bei 21 Grad das Cembalo verstimmt - es war zu kalt“, sagt Scheffler. Die Temperatur musste wieder etwas hochgefahren werden. Erst mit der Händeloper-Premiere am Freitagabend konnte die Anlage erstmals richtig getestet werden, als der Saal mit 580 Zuschauern gefüllt war - die jeder mit etwa 100 Watt mitheizten. Der Test unter Normalbedingungen sei laut Scheffler erfolgreich verlaufen. In der Pause wurde die Zuluft sogar auf 19 Grad Celsius heruntergefahren, die Temperatur der Abluft lag bei 24 Grad. Bei der zweiten Opernaufführung klappte dies offenbar nicht so gut.
Einst eines der modernstes Häuser Europas
Als das hallesche Stadttheater im Jahr 1886 eröffnet wurde, war es neben der Oper in Budapest das modernste Haus Europas: Brandschutzanlage, Eiserner Vorhang und Bühnentechnik waren neuester Stand. Auch eine Art Klimaanlage gab es bereits: Im vorigen Jahrhundert wurde die kühle Luft im Sommer aus der Kapellengasse hinter dem Theater in das Haus geführt.
Seit der Wende wurden Millionen Euro in Halles prächtiges Opernhaus investiert worden. Doch etwa die notwendige Sanierung der Westfassade wird aus Kostengründen immer wieder verschoben. Die Fenster dort stammen teilweise aus dem Jahr 1949, die Wand ist eine energetische Katastrophe. Auch im Innern des Hauses ist noch einiges zu tun. In der Oper auch die Klimaanlage technisch auf den neuesten Stand zu bringen, dies könnte bis zu vier Millionen Euro kosten. Alle Investitionen aber unterliegen dem Magdeburger Sparpaket, so eine Sprecherin der Bühnen Halle GmbH. (mz)