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Nauendorfer Feuerwehr Nauendorfer Feuerwehr: Nachwuchs ohne Nachwuchssorgen

Von Peter Godazgar 11.07.2002, 16:25

Nauendorf/MZ. - Zu den Eigentümlichkeiten der Feuerwehr gehören die zahllosen Abkürzungen. "Das ist unser VRW", sagt Steffen Riedel zum Beispiel, "und hier steht unser LF 8", sagt er weiter, "und das ist unsere TS 8". Soso.

Dem 20-Jährigen fließen solcherart Buchstaben-Kolonnen mühelos aus dem Mund; Riedel kennt sich aus mit Vorausrüstwagen und Löschgruppenfahrzeugen und Tragkraftspritzen. Muss er auch, schließlich ist er nicht nur seit vier Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr von Nauendorf, sondern leitet auch die Jugendfeuerwehr der Saalkreis-Gemeinde. Ihm blieb - sozusagen - keine Wahl: Fast die ganze Familie ist in der Feuerwehr. Seine Freunde habe er dann leicht überreden können mitzumachen, sagt er.

Das Lob für sein Engagement mag er denn auch nicht alleine einstreichen, denn mit ihm kümmern sich noch Janine Ryga und Marcel Eberhardt um den Feuerwehr-Nachwuchs. Auch der 21-Jährige Jens Schlegel gehört dazu. Alle zwei Wochen treffen sie sich mit etwa 20 Nauendorfer Nachwuchs-Wehrmännern und -frauen im ersten Stock des Gerätehauses der Feuerwehr.

Nachwuchssorgen hat der Feuerwehr-Nachwuchs nicht. Dass bei den jungen Wehrleuten immer was los ist, hat sich herumgesprochen. Im Schaukasten am Gerätehaus hängen derzeit Fotos vom Jugend-Zeltlager der Feuerwehr in Petersberg. Oft stehen Ausflüge auf dem Programm - mal geht es ins Kino, mal nach Halle ins Maya Mare.

"Man muss immer dranbleiben, damit neue Leute kommen", sagt Steffen Riedel, der eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker macht. Marcel Eberhardt ist im "normalen Leben" Maurer, Janine Ryga geht ins Wettiner Burggymnasium. Ihre Freunde hätten durchaus Respekt vor dem, was sie tue, sagt Janine: "Einige sagen: Das würde ich mir nicht zutrauen", so die 18-Jährige.

Auf die Frage, warum es das tut, fällt dem Trio eine Menge ein: Vor allem macht das Ganze, bei aller Arbeit, viel Spaß. Zweitens lernt man eine ganze Menge - über die Technik der Feuerwehr und über Erste Hilfe; und sich vor allem in letzterem Bereich auszukennen, kann bekanntlich nicht schaden. Ja, und dann sei es einfach ein gutes Gefühl, wenn man anderen hilft, sagt Marcel Eberhardt (21).

Als großen Abenteuerspielplatz sehen die drei die Feuerwehrarbeit deshalb noch lange nicht - dafür ist das, worum es geht, oft zu ernst, und man muss dabei ja gar nicht unbedingt an die großen Unglücke und Katastrophen denken. Jener Tag im März dieses Jahres, an dem ein junger Schochwitzer Feuerwehrmann ums Leben kam, weil ein Autofahrer in eine Unfallstelle gerast war, ist auch für die Nauendorfer Wehrleute ein schwarzer Tag. Eine solche Tragödie lässt auch Steffen Riedel, Janine Ryga und Marcel Eberhardt nicht kalt.

Kein Wunder also, dass die Arbeit bei der Feuerwehr nach und nach das Bewusstsein des jungen Trios verändert hat. Wer bei einem schweren Unfall auf der Autobahn als Helfer dabei war, bei dem liegt der Fuß vielleicht nicht mehr ganz so schwer auf dem Gaspedal. Kann das sein? Die drei nicken.