Natur Natur: Die fabelhafte Welt des Pilzmannes aus Halle

Halle (Saale) - Sein Vater hat ihn infiziert - und bis heute ist er den Virus nicht losgeworden. „Pilze faszinieren mich immer noch, auch nach so vielen Jahren“, sagt Heinz Plage. „Hobbypilzzüchter“ steht auf seiner Visitenkarte, aber das ist eigentlich eine Untertreibung. Denn Plage ist längst ein Experte ersten Ranges. „Pilzmann“ wird er deshalb nicht nur von Freunden und Bekannten genannt.
Bald vier Jahrzehnte züchtet er Pilze, diese, wie er sagt, „schönen und schmackhaften Sonderlinge der Natur“. Heinz Plage hat einen Satz, den er seit Jahren mantrahaft wiederholt und der quasi seine gesamte Pilz-Philosophie zusammenfasst: „Pilzzucht macht Freude, bringt Anerkennung, ist sinnvoll und ökologisch.“
Pilzzucht trifft soziales Engagement
Seit 2009 betreut er bei den Halleschen Behindertenwerkstätten eine riesige Pilzplantage und hat auch das Projekt Pilzkult mit ins Leben gerufen. Ein Zufall war’s, der dazu geführt hatte: Plage hatte seinerzeit bei den Werkstätten nachgefragt, ob er dort auch frisches Holz bekommen könne. Wofür?, fragte der Werkstattleiter. Für meine Pilzzucht, antwortete Plage - und weckte damit das Interesse des Werkstattleiters. Ob das nicht das Potenzial hätte für ein Projekt mit Behinderten? Tausende Kilo Pilze wurden seitdem geerntet - und verkauft. Und neue Pilzkulturen wurden sogar ins Ausland geliefert.
Expertenwissen demnächst in einem Buch
Nun aber nimmt Heinz Plage auch den interessierten Laien ins Visier. Der 67-Jährige hat gerade ein Manuskript beendet, mit dem er Kleingärtner gewinnen will und auch all jene, die Spaß am Selbermachen haben.
Einen „Leitfaden und Praxisbegleiter für Hobbyanbauer von Kulturspeisepilzen auf Holz“ hat Plage auf rund 130 Seiten niedergeschrieben. „Auf Holz“ - das ist auch das Besondere. Plage setzt seine Pilzkulturen auf Baumstämmen an - „impfen“ nennt das der Experte. Plage empfiehlt vor allem fünf Sorten: Shiitake, Austernpilze, Limonenseitlinge, Stockschwämmchen und Samtfußrüblinge. „So kann man im Idealfall das gesamte Jahr über ernten.“
Der Hallenser kommt damit auch dem starken Trend zum Selbermachen entgegen. Pilze zu züchten, sagt er, sei einfacher als gedacht. Der Aufwand ist gering, naturnah ist das Ganze sowieso, da keinerlei Chemie oder Dünger nötig sind.
„Ich hab wirklich alles verraten, was ich weiß“, sagt Plage - und verspricht nicht weniger als eine „hundertprozentige Erfolgsgarantie“. Einen Erscheinungstermin fürs Buch gibt es allerdings noch nicht. Aber einige Verlage hätten schon deutliches Interesse angemeldet.
Pilze im Tee?
Die Begeisterung des Experten ist ansteckend. Der Pilz ist ein geheimnisvolles Geschöpf, sagt Heinz Plage. Weder Tier noch Pflanze, keine Alge und kein Moos. In der Biologie bilden die Pilze ein eigenständiges Reich.
Plage genießt Pilze sogar als Tee, am liebsten mag er sie aber auf klassische Art. Mischpilze, gebraten in Butter, mit Zwiebeln und Speck, Pfeffer und Salz. Plage hebt schmunzelnd den Zeigefinger: aber bitte „nicht totbraten“. (mz)