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Nach Untreue-Affäre Nach Untreue-Affäre: Ex-Chef Kübler verklagt Volksbank Halle

Von Jan-Ole Prasse 12.04.2016, 14:03
Das Hauptgebäude der Volksbank in der Wilhelm-Külz-Straße in Halle.
Das Hauptgebäude der Volksbank in der Wilhelm-Külz-Straße in Halle. Silvio Kison

Halle (Saale) - Auch knapp ein Jahr nach der Untreue-Affäre um den ehemaligen Chef Manfred Kübler kommt die Volksbank in Halle nicht zur Ruhe. Nun hat der Ex-Vorstandsvorsitzende Klage beim Landgericht gegen das Geldinstitut eingereicht. Er fordert, dass seine außerordentliche fristlose Kündigung vom August des vergangenen Jahres für unwirksam erklärt wird. Dies bestätigte der Sprecher des Landgerichts, Wolfgang Ehm, auf MZ-Anfrage.

Sollte das Gericht dem Antrag stattgeben, könnten Kübler bis zu 1,8 Millionen Euro Gehaltszahlungen zustehen. Das sind drei Jahresgehälter. Nach einem geheimen Prüfbericht der Bankaufsicht Bafin, der der MZ vorliegt, lief Küblers Vertrag noch mindestens bis zum Ende des Jahres 2017. Verhandlungstermine stehen bisher noch nicht fest. Küblers Rechtsanwalt Andreas Fandrich wollte sich gegenüber der MZ nicht zu dem Klageverfahren äußern.

Hintergrund des Verfahrens ist die fristlose Kündigung von Kübler am 7. August des vergangenen Jahres. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hatten die Delegierten einstimmig dafür gestimmt. Vorausgegangenen war eine monatelange Affäre. Kübler wurden in mehreren Prüfberichten des zuständigen Genossenschaftsverbandes der Volksbank in Hannover schwere Vorwürfe gemacht. Dabei geht es unter anderem um seine Vergütung. Die liegt nach MZ-Informationen bei rund 600.000 bis 700.000 Euro pro Jahr. Laut Bafin-Bericht ist das unangemessen hoch. So viel würden nur Vorstände von Bankinstituten mit einer Bilanzsumme von 24 Milliarden Euro bekommen. Das ist fünfzig Mal mal so viel wie die Bilanzsumme der Volksbank Halle. Zudem geht es um ungesicherte Kredite der Bank an Kübler über rund 1,3 Millionen Euro.

Dem ehemaligen Volksbankchef werden auch falsche Spesen- und Reiseabrechnungen vorgeworfen. So soll er 19 Hotelaufenthalte in den Jahren 2013 und 2014 im Wert von 14.000 Euro über die Bank abgerechnet haben ohne dass ein dienstlicher Bezug bestanden habe. Kübler selbst hat sich bisher - trotz mehrmaliger Anfrage der MZ - nie zu den Vorwürfen geäußert.

Die Affäre um den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Manfred Kübler läuft seit knapp einem Jahr. Der 62-jährige Baden-Württemberger hatte die Bank mehr als 20 Jahre lang geführt.

Auf einer außerordentlichen Vertreterversammlung sollen fünf Aufsichtsräte abgewählt werden. Sie hatten zuvor die Vorwürfe gegen Kübler intern angeprangert. Die Abwahl scheitert.

In einem internen Prüfbericht des Genossenschaftsverbandes werden neue Vorwürfe laut. Der Aufsichtsrat beurlaubt daraufhin die beiden Vorstände Manfred Kübler und Egbert Alter. Letzterer wird kurze Zeit später wieder eingesetzt.

Manfred Kübler wird auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung fristlos gekündigt.

Lucas Flöther wird neuer Aufsichtsratsvorsitzender.

Seit Sommer des vergangenen Jahres ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen Kübler wegen Untreue-Verdachts. Dabei durchsuchten Polizisten auch die Volksbank-Geschäftsstelle in Halle sowie Privathäuser des gebürtigen Baden-Württembergers. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte die zuständige Staatsanwältin Heike Geyer auf MZ-Anfrage.

Die Volksbank äußerte sich am Dienstag nicht zu der Klage. Nach MZ-Informationen ist aber eine Kanzlei beauftragt, ihrerseits Schadenersatzansprüche der Bank gegen ihren ehemaligen Chef geltend zu machen. (mz)