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Nach Silvester-Party wird zugemacht

Von Heidi Pohle 13.12.2006, 17:07

Halle/MZ. - Vor allem für ihre Mutter Sabine Kirchner sei das nur schwer zu verkraften, hatte sie doch 1999 das in Halle einst gut bekannte Gasthaus Modler, das lange leer stand, hergerichtet und es als Country-Gaststätte eröffnet. Der Line-Dance war dort zu Hause.

Anfangs sei auch alles gut gelaufen, erzählt Sabine Kirchner: "Da mussten die Leute sogar Plätze reservieren lassen." Doch dann ging es bergab - als der Euro eingeführt wurde und die Arbeitslosigkeit

nicht abnahm. Im Jahr 2003 kam sie um eine Insolvenz nicht herum und übergab die Gaststätte ihrer Tochter. Beide versuchten, mit einem neuen Konzept das Geschäft anzukurbeln - neben Country- und Westernmusik waren auf Tanzabenden und in Konzerten nun auch Oldies, Schlager, Jazz und Blues zu hören. Doch weder ein Namenswechsel von "Country Road Inn" zu "Roadhouse" habe etwas gebracht, noch neue Technik wie eine Lichtanlage für den Saal oder verstärkte Werbung. Und von Fremdenzimmern allein könne man nicht leben, sagen sie. Auch nicht nur von Stammgästen, für deren Treue die beiden dankbar sind.

"Während der Fußball-WM kam dann fast niemand mehr, von diesem ,Loch' haben wir uns nicht wieder erholt", schildert Janina Kirchner. Die Leute schauten dreimal hin, ehe sie einen Euro ausgeben. Da sei nur geblieben, die "Notbremse" zu ziehen.

Würde die Gaststätte in Leipzig liegen, wäre sie eine Goldgrube, davon ist die junge Frau überzeugt, zumal es eine Gaststätte dieser Art dort nicht gebe. Vielen Gästen sei das "Roadhouse" auch zu abgelegen gewesen. Dass in ein paar Jahren die Straßenbahn bis dorthin fahren soll, nütze nun auch nichts mehr. Janina Kirchner blickt trotz alledem optimistisch in die Zukunft. Sie hat durch Zufall eine neue Aufgabe gefunden, versorgt Film- und Fernsehteams beim Drehen mit Essen und Trinken. Ihre Caterer-Firma läuft bereits. Mit dem als Speiseraum umgebauten Bus und anderen Fahrzeugen begleitet sie die Crews, beispielsweise vom "Polizeiruf" oder "Tatort", in Halle und Leipzig, aber auch deutschlandweit.

Was aus dem alten Gasthof nun wird, weiß sie nicht: "Er war schon zweimal in der Versteigerung, und niemand wollte ihn haben."