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Nach Doppel-Gold Nach Doppel-Gold: Thorsten Margis spricht über seine Olympia-Erlebnisse

Von Petra Szag 07.03.2018, 12:28
So sehen sie aus: Thorsten Margis zeigt seine Goldmedaillen.
So sehen sie aus: Thorsten Margis zeigt seine Goldmedaillen. Holger John

Halle (Saale) - Müde sieht er aus und immer noch ziemlich geschafft. Als Halles Olympiaheld Thorsten Margis am Dienstagmorgen beim Oberbürgermeister seiner sportlichen Heimat, Bernd Wiegand, zu einem gemeinsamen Frühstück in den Ratshof einkehrt, sind dem Wintersportler - trotz seines gewinnenden Lächelns - die Strapazen der letzten Wochen deutlich anzumerken.

Olympia fordert Tribut

„Wenn die ganze Anspannung abfällt“, so weiß der doppelte Olympiasieger nun aus eigener Erfahrung, „da wird man besonders anfällig.“ Kein Wunder also, dass es den Bob-Anschieber vom SV Halle so richtig erwischt hat nach dieser besonders langen, akribischen Vorbereitung und den Wahnsinnswettkämpfen dann in Pyeongchang: Er lag mit Fieber im Bett und hatte es gerade lieber zu Hause ruhig angehen lassen.

Vor zehn Tagen war Margis von den Winterspielen aus Südkorea zurückgekehrt. Mit zwei olympischen Goldmedaillen im Gepäck. Sowohl in der Zweierkonkurrenz, „dem wohl härtesten Rennen, das wir je bestritten haben“, als auch im Viererwettbewerb war der Hallenser mit seinem sächsischen Piloten Francesco Friedrich im Zeichen der Ringe zum Sieg gerast. Seine Trophäen hat er zum Gratulationscour mitgebracht - natürlich. Und während Margis sein Siegerfrühstück genoss, erzählt er von seinen Erlebnissen.

Zum Beispiel, dass er und seine Mannschaftskollegen noch vor dem scharfen Start mit dem alpinen Superstar Lindsey Vonn geplaudert hatten. Die US-Amerikanerin war dann mit einmal Bronze lange nicht so erfolgreich wie sein Bob-Team. Ach ja, beim Skispringen der Frauen haben sie noch zugeschaut, erzählt Margis weiter, „weil wir Carina Vogt ganz gut kennen“. Ansonsten aber haben sie sehr viel mit sich selbst zu tun gehabt durch die vier Wettkampftage plus die viele Vor- und Nacharbeit. Es blieb also überhaupt keine Zeit für Stippvisiten zu anderen Entscheidungen.

Das Olympia-Abenteuer zu verarbeiten, wird ohnehin noch eine Weile brauchen. Der Empfang am Flughafen durch Freunde, Trainer und Trainingsgefährten? War herzlich. Bei der Begrüßungsparty in Pirna, der Heimatstadt ihres Piloten Francesco Friedrich, waren sie traditionell im Viererpack aufgetreten. Genauso wie am Freitagabend in der TV-Sendung Riverboat. Das war für den angeschlagenen Margis allerdings nur mit Hilfe von Medikamenten zu schaffen. Danach hat er sich erst einmal zurück genommen und auch alle Interviewtermine abgesagt.

Jetzt Vollgas im Studium

Nun geht es also wieder aufwärts. Am Mittwoch, so berichtet Margis, wird er mit seinen Teamkollegen nach Oberhof fahren, um ihre Bobs abzuholen. Während der Zweier zum FES-Hersteller nach Berlin geht, wird der Vierer - wegen der Materialschlacht top secret - beim Piloten in der Garage geparkt.

Nächste Woche ist dann noch ein Abstecher an seine Fachhochschule nach Merseburg geplant. Dort will der Maschinenbaustudent mit seinem Fachbereichsleiter abklären, wie es nach den Semesterferien im April dann für ihn speziell in welchen Fächern weitergeht. Und ein paar Urlaubstage mit Freundin Inken im sonnigen Kalifornien sind auch noch geplant.

Scheck von Saalesparkasse

Die Urlaubskasse des 28-Jährigen ist übrigens gut gefüllt. Nicht nur dank der Siegerprämie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der die ersten Plätze in Südkorea mit 20 000 Euro honoriert. Und die Saalesparkasse hat in Persona von Vorstandschef Jürgen Fox als Anerkennung für Margis’ grandiose Leistung sogar noch 10 000 Euro draufgepackt. Das Smartphone, das Margis als Olympiastarter vom Sponsor des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) geschenkt bekam, hat er schon versteigert.

Der OB will es übrigens nicht bei einem Frühstück belassen, sondern spendiert dem Sportler nebst Begleitung ein romantisches Essen auf den Hausmannstürmen. All das wird Margis zweifellos helfen, den Akku wieder aufzuladen. (mz)