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Nach der Flut in Sennewitz Nach der Flut in Sennewitz: Ein Härtetest für alle

Von Kornelia Privenau 09.01.2014, 20:42
Nur noch wenige der 100 Jahre alten Fliesen konnten im Haus von Roswitha Walter gerettet werden.
Nur noch wenige der 100 Jahre alten Fliesen konnten im Haus von Roswitha Walter gerettet werden. Thomas Meinicke Lizenz

Sennewitz/MZ - Roswitha Walter hat die ersten gelben Blüten in ihrem Garten entdeckt, die Winterlinge. Während sich die als Kräuterfrau im Saalekreis bekannte Frau daran macht, ihre vier Katzen zu füttern, läuft im Erdgeschoss und Keller ihres 100 Jahre alten Wohnhauses immer noch der Trockner, der die Feuchtigkeit des Juni-Hochwasser aus dem überbauten Fachwerk vertreiben soll. Die Wohnung ihres Sohnes und seiner Familie ist darum noch nicht wieder nutzbar. Roswitha Walter hält einen Moment inne und beginnt dann zu erzählen.

"Wir haben zusammengehalten"

„Es war ein Härtetest für uns alle, die ganze Bennemann-Siedlung. Aber wir haben zusammengehalten und uns gegenseitig unterstützt. So mancher von unseren Männern hat Kopf und Kragen dabei riskiert. 20 Siedlungsbewohner, darunter auch meine Mutter, hat das Wasser regelrecht aus ihren Häusern vertrieben“, sagt Roswitha Walter, der nach der Flut vier Katzen zugelaufen sind, die sich bis heute bei ihr wohlfühlen.

Heute, sieben Monate später, haben sich für die meisten Flutopfer der Siedlung in der Brachwitzer Straße die Lebens- und Wohnverhältnisse weitestgehend normalisiert. Auch Roswitha Walters Mutter hat ihr Zuhause wieder. Die Nachbarfamilie, das Ehepaar Anton, konnte das Notquartier im Wohnwagen der Familie Rößler verlassen und ins eigene Haus zurückkehren. Und sogar der „Familienschatz“, die Fotosammlung der Antons, wurde bewahrt, wie Roswitha Walter sagt. „Die Ärztin Helga Lutz ist mit den Antons befreundet. Sie hat jedes nass gewordene Foto mit dem Fön getrocknet, um es zu retten.“

Hilfe von außerhalb der Siedlung

Es waren schwere Wochen und Monate, eine Zeit, in der auch von außerhalb der Siedlung viel Hilfe gekommen sei, meint Frau Walter und in ihren Augen glänzen Tränen. „Aber wir sind alle Optimisten, die leben gesünder“, fügt sie rasch hinzu. Und dann zählt sie die vielen Helfer auf und lobt die Soforthilfe der Gemeinde Petersberg, die Sachspenden vom DRK und die unbürokratische Unterstützung durch Versicherungen. Die restlichen Flutschäden werden, da ist sie sicher, auch noch verschwinden. Seit ein paar Wochen gibt es Hoffnung für die Bennemann-Siedlung und das Gewerbegebiet mit dem Pharmazie-Versorger Gehe in Sachen Hochwasserschutz: eine Spundwand als Verbau zur Saale in Trotha. Wenn ein neuer Gimritzer Damm in Halle vorangetrieben wird, dann wolle man mit der Spundwand an zweiter Stelle stehen, heißt es in der Gemeindeverwaltung Petersberg. Und dieser Plan werde „scharf verfolgt“.