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Nach dem Fall Möritz Nach dem Fall Möritz: SPD-Mitglied aus Halle erstattet nach Drohmail Anzeige

Von Tanja Goldbecher 27.12.2019, 10:16
Robert Möritz (Bildmitte mit heller Armbinde) als Ordner beim Naziaufmarsch am 1. Mai 2011 in Halle (Saale).
Robert Möritz (Bildmitte mit heller Armbinde) als Ordner beim Naziaufmarsch am 1. Mai 2011 in Halle (Saale). Monitorex

Halle (Saale) - Das SPD-Mitglied Igor Matviyets will nach einer Drohmail bei der Polizei Anzeige gegen den anonymen Absender erstatten. „Das ist schon allein deshalb wichtig, um die statistische Erfassung solcher Bedrohungen zu erhöhen“, sagt Matviyets.

In der E-Mail, die der SPDler zunächst auf der Internetplattform Twitter veröffentlicht hatte, steht nur ein Satz: „Wir haben deine Adresse und wir besuchen dich mal auf eine kleine nette Unterhaltung!“ Hintergrund ist, dass Matviyets als erster die Verstrickungen des ehemaligen CDU-Mitglieds Robert Möritz in die rechtsextreme Szene aufdeckte.

Anfeindungen gewöhnt

Für Matviyets, der in der Kommunalwahl Ende Mai für den Stadtrat kandidierte, jedoch keinen Platz in dem Gremium bekommen hat, sind solche Anfeindungen nichts ungewöhnliches: „Ich bin Ukrainer, Jude, Sozialdemokrat und Gewerkschafter. Es gibt also mehrere Gründe, warum mich Rechte nicht mögen.“ In den vergangenen Tagen habe er auch beleidigende E-Mails wegen seiner Religionszugehörigkeit bekommen.

Der Hallenser ist zudem der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt seiner Partei auf Landesebene. Anfeindungen oder Beleidigungen, die er erlebt, hinderten ihn jedoch nicht daran, sich offen gegen Rechtsextremismus einzusetzen. „Da ich mit der SPD einen starken Partner im Rücken habe, traue ich mich, Missstände anzusprechen.“

Unterstützung von anderen

Aber nicht nur die SPD stärkt ihrem Mitglied den Rücken. „Lass Dich bitte nicht einschüchtern und beirren. Du kannst auf solidarische Unterstützung setzen“, sagte die hallesche Bundestagsabgeordnete Petra Sitte (Linke).

Auch die Stadtratsvorsitzende Katja Müller (Linke) meldete sich zu Wort: „Alles richtig gemacht. Bleib stark und im Wissen, dass Du nicht allein bist.“ Über Matviyets haben bereits nationale Medien wie „Die Welt“ und „Die Süddeutsche Zeitung“ berichtet. (mz)

Im Fall Möritz geht es nicht nur um den Streit, wie die CDU mit einem Funktionär mit Nazi-Vergangenheit umgeht. Mittlerweile geht es auch um das Selbstverständnis der Partei. Öffnet sie sich nach rechts?  
Im Fall Möritz geht es nicht nur um den Streit, wie die CDU mit einem Funktionär mit Nazi-Vergangenheit umgeht. Mittlerweile geht es auch um das Selbstverständnis der Partei. Öffnet sie sich nach rechts?  
Grafik: Tobias Büttner
Der ehemalige CDU-Politiker Robert Möritz bleibt Mitglied im Ortschaftsrat von Löbnitz an der Linde.
Der ehemalige CDU-Politiker Robert Möritz bleibt Mitglied im Ortschaftsrat von Löbnitz an der Linde.
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