Nach Blitzer-StreitNach Blitzer-Streit in Halle (Saale): Verbraucherportal nimmt Pannen-Blitzer unter die Lupe
Halle (Saale) - Die Blitzer-Anlage am Böllberger Weg ist Schauplatz für einen Videodreh. Verkehrs-Experten untersuchen Starenkästen in der Region und waren in Halle.
Halles Blitzer werden berühmt. Zumindest wird der Starenkasten, der am Böllberger Weg auf Raser lauert, bald eine Rolle in einem Video spielen, dass sich Autofahrer in ganz Deutschland anschauen. Am Mittwoch hat die „Blitzer-Checker-Tour“ der Online-Plattform geblitzt.de Station in Halle gemacht.
Die Website bietet erwischten Autofahrern bundesweit an, den Bußgeldbescheid für sie zu überprüfen. Mehrere Tausend Knöllchen landeten also schon auf den Schreibtischen der Anwälte, die mit der Seite zusammenarbeiten.
Blitzer im Original anschauen
Nun wollten diese Anwälte und Betreiber der Plattform sich die Blitzer im Original anschauen und machten in den vergangenen Tagen bereits Station in Naumburg, Bad Kösen, Merseburg und am Mittwoch eben in Halle. Mit dabei: Mark Lämmchen von geblitzt.de, Detlef Grube, Fachanwalt für Verkehrsrecht in einer Kanzlei, die für die Plattform arbeitet und Louisa Noack, Radiomoderatorin in Halle. Sie führt an jeder Station der „Blitzer-Checker-Tour“ durch ein Video, das auf der Facebook-Seite der Plattform veröffentlicht wird.
Für den Dreh wählte das Team die Anlage am Böllberger Weg aus. Ein Starenkasten, bei dem es wohl nur wenige Möglichkeiten zur Beanstandung gibt, konstatierte Anwalt Detlef Grube. „Dieser Blitzer ist für uns nicht so interessant“, sagte er. Die Strecke sei lange und gerade, es stehe auch kein Tempo-Schild kurz vor der Messstelle.
Verformungen der in die Straße eingegossenen Sensoren
„Bei anderen Stellen schauen wir uns die Beschilderung genau an“, sagte Grube. Auch Verformungen der in die Straße eingegossenen Sensoren könnten für die Anfechtung des Bescheids vor Gericht interessant sein. Aber der Böllberger Weg ist an dieser Stelle alles andere als wellig.
Ein schlechtes Gewissen, rücksichtslose Raser vor dem Führerscheinentzug zu bewahren, habe er nicht. „Wir leben in einem Rechtsstaat und wenn die Regeln für das Blitzen nicht eingehalten werden, kann der Fahrer nicht bestraft werden.“ Außerdem habe er den Verdacht, dass es Städten nicht immer um die Verkehrssicherheit, sondern auch um den finanziellen Aspekt gehe.
„Pannen-Blitzer“ an der Magistrale in Halle
Am Mittwoch war auch jemand dabei, der Halles Blitzer in- und auswendig kennt: Stefan Rother, Betreiber der Facebook-Seite „Blitzer in Halle“. Dort warnen sich Autofahrer vor den aktuellsten Radarfallen. Auch Stefan Rother will Rasen vor Schulen und Kindergärten keinesfalls verteidigen, sagt er. Vor dem Zebrastreifen in der Hutten- oder der Schule in der Regensburger Straße sei Tempo 30 gerechtfertigt.
Aber über die mittlerweile als „Pannen-Blitzer“ bekannten Säulen an der Magistrale ärgert er sich. „Die sind schon fragwürdig. Da ist doch keine Kreuzung, da gibt es sicher bessere Standorte.“ Fragwürdig findet er auch, dass die Stadt zwar die Tempo-60-Schilder an der Hochstraße zur Seite gedreht hat, aber nicht mit einem extra Zeichen auf die während der Baustelle reduzierte Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde hinweist. Viele Fahrer würden aus Gewohnheit mit Tempo 60 fahren und geblitzt werden. „Wenn das keine Abzocke ist, weiß ich’s auch nicht.“ (mz)