Nach 70 Jahren Feier zur Wiedereröffnung

Halle/MZ. - Neben dem evangelischen Landesbischof Axel Noack, der den Festgottesdienst im Garten des Konvikts leitet, wird der Thüringer Bischof Christoph Kähler aus besonderem Anlass die Predigt halten: Er ist direkter Nachfahre des ersten Inspektors Martin Kähler, der ab 1866 zunächst acht Studenten in einem Mietshaus betreute.

Seit 1868 ist das Konvikt, das damals zur Unterstützung der schlesischen Theologie-Studenten gestiftet wurde, in dem Haus in der Abderhalden-Straße untergebracht. Doch während der Nazizeit kam es zur Schließung, 1938 bezog die Kirchenmusikschule das leer stehende Haus. Als diese im Jahr 2000 in das Händelhauskarree zog, wurde es geduldet, dass die Studenten das Haus, in dem in fast jedem Zimmer ein Flügel steht, als "wildes Wohnheim" weiternutzen. Anfang des Jahres gründete sich auch eine Stiftung als Träger neu; Vorsitzender ist der evangelische Propst Martin Herche.

"Im Dezember begannen die Sanierungsarbeiten", berichtet Martin Gröger, der als Inspektor die Geschäfte des Hauses führt. Der 30-jährige Theologie-Doktorand betreute den Ausbau des Wohnheims, das nun mit Krediten in Höhe von 430 000 Euro teilweise auf Vordermann gebracht wurde. Der gesamte linke Flügel des Hauses muss jedoch noch saniert werden.

Gröger knüpfte gleichzeitig auch wieder erste Kontakte nach Schlesien, um die Tradition des Konvikts wieder aufzubauen. Ein erster Erfolg ist, dass sowohl der Görlitzer Regionalbischof Hans-Wilhelm Pietz als auch Bischof Stanislav Pietak von der Schlesischen Evangelischen Kirche in Tschechien zur Eröffnungsfeier nach Halle kommen. Aber auch in die schlesischen Gebiete in Polen und Tschechien soll es wieder Verbindungen geben: "Denkbar ist beispielsweise ein Austausch mit Theologie-Studenten aus diesen Regionen", so Gröger.

Neben dem Schlesischen Konvikt bietet das 1890 gegründete Reformierte Convikt in der Nähe des Doms 27 Studenten Wohnraum. Im Juni feierte das Evangelische Konvikt in den Franckeschen Stiftungen sein zehnjähriges Bestehen. 70 Studenten leben hier in einer Gemeinschaft.