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Nach 20 Jahren ausgeflötet

Von Detlef Färber 14.10.2004, 20:33

Halle/Bad Lauchstädt/MZ. - Bis die Oper in der Inszenierung des Opernhauses im Lauchstädter Theater so viele Herzen entzücken konnte, mussten fast 20 Jahre vergehen. Doch am Sonntag hat sich's ausgeflötet.

Bei allen der 142 Vorstellungen mitgewirkt hat Jürgen Trekel - fast immer als Sarastro. Dabei hat sich für den Bariton eine Fülle von Erlebnissen angesammelt, die selbst schon Opernlänge haben. Dreimal hat er mit seinem Sohn Fabian - als einem der drei Knaben - gesungen, ein halbes Dutzend Mal hat er einem jungen Kollegen als Sarastro den Vortritt gelassen und sich mit der Partie von einem der Geharnischten begnügt. Und einmal hätte Trekel um ein Haar seinen Skalp geopfert.

"Mit meinen 1,90 Metern musste ich ständig aufpassen, mich nicht an den niedrigen Türen zu stoßen, die ja für die viel kleineren Menschen aus der Goethezeit gebaut waren." Als das einmal doch misslang - zum Glück nach der Vorstellung - musste Trekel im Merseburger Krankenhaus mit 23 Stichen genäht werden. "Von welchem Indianerstamm sind sie denn", habe der Merseburger Arzt den blutenden Patienten gefragt.

Auch schwierigen Bedingungen musste die Lauchstädter Zauberflöte trotzen: Der Kälte, dem Gewitter - bei dem früher die Vorstellung abgebrochen werden musste - und den widrigen sanitären Verhältnissen zu Ostzeiten. "Es gab da auf der Bühne eine intensiv riechende Region, von der man sich schnell wegspielen musste", erzählt Trekel.

Doch während er am Wochenende wohl seinen endgültigen Abschied von dieser Mozart-Oper erlebt, hofft Nils Giesecke, auch bei der Neuinszenierung in zwei Jahren wieder dabei zu sein. Der Tenor, der seit Mitte der 80er Jahre 115 Mal den Tamino gesungen und dabei nicht weniger als fünf Paminas verschlissen hat, genießt jede einzelne Aufführung. "Mozart in Lauchstädt, das ist etwas ganz Besonderes" - meint er. "Man hört buchstäblich das Lächeln des Publikums." Hinzu käme extra noch der Zauber der Zauberflöte, sagt Giesecke. Und dann macht er dieser Oper eine Liebeserklärung: "Ich könnte sie an jedem Tag, in jedem Jahr und jedem Leben singen.

Letzte Vorstellungen: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 14.30 Uhr im Goethe-Theater. Restkarten nur für Freitag unter Tel. 034635 / 78216