1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Musikprojekt: Musikprojekt: NT-Schauspieler ist mit eigener Combo unterwegs

Musikprojekt Musikprojekt: NT-Schauspieler ist mit eigener Combo unterwegs

Von Detlef Färber 29.11.2013, 22:14
Martin Reik am Klavier mit (v.l.) Ralf Schneider, Frank Venske und Thomas Schildt
Martin Reik am Klavier mit (v.l.) Ralf Schneider, Frank Venske und Thomas Schildt Thomas Meinicke Lizenz

Halle (Saale)/MZ. - Liegt es an der deutschlandweit allgegenwärtigen scheinenden Theaterkrise? Oder liegt es den Schauspielern einfach im Blut? Immer wieder sind sie, die gerade auch erfolgreiche und bestens beschäftigte Mimen, ja Stars auf Bühnen und in Film und Fernsehen sind, nebenbei auch noch in kleinen Clubs unterwegs - mit ihren Bands. Auch in Halle nimmt gerade ein Schauspieler Anlauf - und zwar nicht irgendeiner: Martin Reik, einstiger Ensemble-Neuzugang am Beginn der Ära von Intendant Matthias Brenner - und richtig gut eingeschlagen - stellt am Sonntag seine Band in der Kultmusikkneipe „Brohmers“ vor.

Doch was bei anderen deutschlandweit namhaften Schauspieler-Kollegen vielleicht auch mit Werbung in eigener Sache, mit Selbstverwirklichung oder Eitelkeit zu tun haben mag, liegt bei Reik völlig anders. Denn wer ihn in seinem inzwischen zur Heimatbühne gewordenen Neuen Theater erlebt hat und erlebt - bei grandiosen Inszenierungen wie „Wie im Himmel“ oder in „Der Garten“ oder gar drüben in der Oper als Professor Higgins im Musical „My Fair Lady“ - dem kann nicht entgangen sein, dass er auch ein Vollblutmusiker und Sänger ist.

Doch Martin Reik als Musikant gab es auch schon vor seiner halleschen Zeit. Der Mann, der in der neuen Band nun am Klavier sitzt und singt, hat auch zuvor schon in diversen Combos gespielt - allerdings noch nie erklärtermaßen als Bandleader. Und „ge-DJ-et“, also aufgelegt, hat er, der sich selbst „ein Kind des Techno“ nennt, auch oft - vor allem in den 90er Jahren, als der aus Schwaben stammende, inzwischen 43-jährige Künstler in Berlin an der Hochschule Ernst-Busch Schauspiel studierte.

Reiks künstlerische Vielseitigkeit, ja Umtriebigkeit - er komponiert und spielt und besitzt zahlreiche Instrumente - hat ihn übrigens auch als Typ geprägt. Und Typen braucht man bekanntlich vor allem beim Film. Gerade hat Reik bei der großen ARD-Krimi-Produktion „Zorn“ mitgespielt - „einen Wachtmeister, der nervt“, sagt er selbst. Doch der habe den Vorteil, dass er in allen „Zorn“-Büchern als Figur vorkommt. Und auch im „Tatort“ startet Reik jetzt richtig durch. Nicht als „Bulle“, sondern als Bandit - als Rockerboss ist er demnächst in einer ziemlich harten Folge („Franziska“, 15. Dezember, 22 Uhr) zu erleben: „schauspielerisch sehr reizvoll“, meint Reik. Und derzeit gastiert er im Dresdener Theater in einem Stück, das eigentlich als reines Theater-Unding gilt: In dem als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg entstandenen Drama-Wälzer „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus.

Und zwischendurch nun auch noch die Rock-Karriere? Für Martin Reik ist das kein Thema. Allerdings betreibt er die Band auch keineswegs so, wie andere Hobbys betreiben. Seit einem Jahr probt er mit Staatskapelle-Schlagzeuger Ralf Schneider, dem Orgelbauer Thomas Schildt am Bass und dem Merseburger Hochschul-Dozenten Frank Venske an der Gitarre. „Jazz bis Bossa Nova“, benennt der Band-Chef die Linie. Und singt eine Bandbreite von Michael Jackson über Depeche Mode bis Nirvana: Singt aber nicht einfach nach - nach der Art üblicher Coverbands, sondern: „Es sind eigene Versionen, wirkliche Interpretationen“.

Und tatsächlich, es ist immer was ganz Eigenes im Bekannten, das da zu hören ist. Aber eigentlich auch kein Wunder, wenn ein richtiger Typ eine Band hat. Das kann dann nur typisch klingen. Das Martin-Reik-Quartett spielt am Sonntag, 21 Uhr im „Brohmers“ in der Bernburger Straße (Ecke Mühlweg).