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Müllchaos nach Abifeier in Halle Müllchaos nach Abifeier in Halle: Wie soll man auf hunderte Kilo Unrat reagieren?

Von Michael Tempel 18.04.2016, 08:26
Müll auf der Peißnitz nach der Abifeier 2016 in Halle.
Müll auf der Peißnitz nach der Abifeier 2016 in Halle. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Nach der Abifeier hallescher Schüler auf der Ziegelwiese, nach der Mitarbeiter der Stadtwirtschaft am Samstagmorgen wieder Hunderte Kilo Unrat auf der Grünanlage eingesammelt haben, ist die Debatte um diese traditionelle Jugendparty wieder aufgeflammt. Doch offenbar werden sich die Hallenser wohl oder übel mit diesem Müllproblem abfinden müssen.

„Das ist einfach grauenhaft. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass die Schüler einmal studieren wollen, um Verantwortung zu übernehmen“, sagte Andreas Scholtysseck (CDU), der Chef des Ordnungsausschusses im Stadtrat. Er halte zwar nichts von einem Verbot der Abifete. Angesichts der Müllmassen sagte er aber: „Die Stadt sollte prüfen, ob der Einsatz von Ordnungskräften während der Party der Zahl der Teilnehmer angemessen ist.“ Auch auf der Internetseite der MZ entbrannte ein Disput um die Abifete.

Letzter Unterrichtstag

Wie jedes Jahr hatten bis Samstagmorgen auf der Ziegelwiese laut Polizei etwa 700 Jugendliche den letzten Unterrichtstag vor dem Beginn der Abiturprüfungen gefeiert. Danach sah die Anlage aus wie ein Schlachtfeld: weggeworfene Grillgeräte, unzählige Schnaps- und Bierflaschen - viele davon in Scherben zerschlagen -, Verpackungen, vergessene Kleidungsstücke. Auch im Fontäne-Teich waren eine große Menge an Flaschen und sonstigem Müll sowie sogar zwei Fahrräder gelandet.

Ein Team aus 20 Mitarbeitern der Stadtwirtschaft, unterstützt von einer Kehrmaschine, sammelte diese Hinterlassenschaften noch in der Morgendämmerung ein. Nach Schätzungen von Tobias Teschner, dem Leiter des städtischen Fachbereichs für Ordnung und Sicherheit, ist dabei etwa die gleiche Menge Unrat zusammengekommen wie 2015: rund 850 Kilo. Die Kosten für die Reinigungsaktion: rund 3.000 Euro. Und das, obwohl die Stadt vor der Party Mülltüten an Feiernde verteilt und zusätzlich fünf Abfallcontainer aufgestellt hatte.

Einsatz des Reinigungstrupps

Durch den Einsatz des Reinigungstrupps war die Ziegelwiese gegen 9 Uhr wieder sauber. Teschner meinte, dass es sich wohl kaum vermeiden lasse, Jahr für Jahr den Schülern den Dreck hinterherzuräumen. Da es keinen offiziellen Veranstalter gebe und sich die Jugendlichen spontan treffen würden, könne kaum jemand verantwortlich gemacht werden. „Sie müssen jemanden zweifelsfrei dabei erwischen, dass er den Müll liegen lässt, wenn er gerade im Begriff ist, zu gehen. Das ist sehr schwierig“, so Teschner.

Das Ordnungsamt sei mit zehn Mitarbeitern und die Polizei nach eigenen Angaben mit 30 Beamten vor Ort gewesen. Laut Teschner ein völlig angemessener Personalaufwand. Es sei aber lediglich ein Verfahren wegen Vermüllung eingeleitet worden. Zudem seien fünf Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz (etwa wegen unerlaubten Alkoholgenusses) erfasst worden. Die Polizei meldete fünf Fälle von Körperverletzung und drei Diebstähle. Trotz allem sprachen Stadt und Polizei von einem „ruhigen“ Verlauf.

Grundsätzliches Müllproblem

„Das Problem Müll betrifft auch, aber nicht nur die Abiturienten“, so Teschner. Ein Verbot der Party lehnt er ebenfalls ab. Es gebe ein grundsätzliches Müllproblem auf der Ziegelweise, gerade bei schönem Wetter, wenn sich viele Leute dort aufhalten. „So etwas wie die Abifete muss Halle aushalten. Es gibt Schlimmeres“, so Teschner. „Am besten íst es natürlich, jeder nimmt seinen Müll wieder mit.“ Doch dies sei kaum durchsetzbar.

2014 hatte der Stadtschülerrat noch versucht, nach der Abifete eine Aufräumaktion mit Jugendlichen zu initiieren. Dies scheiterte aber an zu geringer Resonanz. Schülerratschef Stefan Malkoc bekräftigte daher, dass sich sein Gremium nicht in der Lage sehe, als Veranstalter der Abifete aufzutreten oder sogar das Müllproblem zu lösen. „Wir können nicht die Verantwortung für jeden Einzelnen übernehmen“, so Malkoc. (mz)