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Unschöner Anblick in Zentrumsnähe Mit Video: Unrat und Urin - das ist die Müllhauptstraße von Halle

In einer Sackgasse am Hauptbahnhof Halle türmte sich der Abfall. Zuständig ist die Bahn, die offenbar nicht auf Hinweise der Stadt reagierte. Erst nach einer MZ-Anfrage bewegte sich der Konzern.

Von Robert Horvath Aktualisiert: 25.03.2024, 12:18
Müll, so weit das Auge reicht. In Nachbarschaft des Hauptbahnhofs wird immer wieder illegal Unrat entsorgt.
Müll, so weit das Auge reicht. In Nachbarschaft des Hauptbahnhofs wird immer wieder illegal Unrat entsorgt. (Foto: Robert Horvath)

Halle (Saale)/MZ - Müll, Müll und noch mehr Müll. Das war die Aussicht, die sich dem Auge des Betrachters in einer zentrumsnahen Straße, nicht unweit des Hauptbahnhofs, bis zuletzt bot. Auf einer Länge von etwa 200 Metern ließ sich kein Schritt gehen – ohne Müllsäcke, leere Kanister und Zigarettenschachteln, Flaschen, Scherben, Sprühdosen, Einwegbecher oder Lebensmittelverpackungen zu passieren.

Manches davon sah derart verwittert aus, dass der Eindruck entstehen musste, dass die Straße seit Monaten nicht mehr gereinigt wurde. Zu dem wenig erbaulichen Anblick mischte sich ein Geruch von Urin.

 
In der kleinen Straße am Bahnhof türmte sich der Müll. (Bericht/Kamera: Robert Horvath, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Die Rede ist von einer Stichstraße, die von der Delitzscher Straße abzweigt, den gleichen Straßennamen trägt und in einer Sackgasse endet. Verlässt man den Hauptbahnhof Halle durch den Haupteingang, läuft immerzu geradeaus und überquert den Hans-Dietrich-Genscher-Platz, so erreicht man die genannte Straße, die zwischen den Gleisen entlang führt, nach zwei Gehminuten. An ihrem Eingang ragt der Wasserturm mit der Aufschrift „Zoo Halle“ empor.

Müll so weit das Auge reicht
Müll so weit das Auge reicht
(Foto: Robert Horvath)

Stadt: „Zuständig ist die Deutsche Bahn AG“

Der Stadtverwaltung ist die Vermüllung der Straße bekannt, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Da es sich in diesem Fall allerdings um Bahngelände handele, sei die Reinigung dieser Straße nicht Aufgabe der Stadt: „Zuständig ist die Deutsche Bahn AG“. Die Stadt habe die Bahn nach eigenen Angaben mehrfach angeschrieben und gebeten, eine Reinigung der Straße zu veranlassen.

Reagiert habe diese allerdings lange nicht. Dass illegal entsorgter Müll nicht nur an Bahnanlagen ein Problem ist, weiß die Verwaltung selbst nur zu gut. Sie hat im Stadtgebiet nach eigenen Angaben in den vergangenen fünf Jahren rund 850 Tonnen Unrat entsorgen lassen und dafür 540.000 Euro zahlen müssen.

Die Straße ist Bahngelände: Betreten und  Parken ist Unbefugten verboten.
Die Straße ist Bahngelände: Betreten und Parken ist Unbefugten verboten.
(Foto: Robert Horvath)

Nach einer MZ-Anfrage handelte die Bahn plötzlich prompt. Innerhalb von 24 Stunden hatte der Konzern eine Großreinigung veranlasst. „Die Situation war uns in dem Ausmaß nicht bekannt. Vielen Dank für Ihren Hinweis“, meldete sich eine Bahnsprecherin bei der MZ. Die Gründe für die Vermüllung der Straße lägen „in der relativen Abgeschiedenheit“. Nur ist die Straße tatsächlich derart abgeschieden?

Einerseits handelt es sich bei ihr zwar sowohl um eine Sackgasse als auch um eine nicht öffentliche Privatstraße, die als Zufahrt zur Bahnanlage dient. Das heißt, Unbefugten ist das Betreten und Parken hier verboten. Andererseits ist die Straße mit ihrer unmittelbaren Nähe zu Hauptbahnhof und Zentrum keineswegs abgeschieden. Hinzu kommt die Tatsache, dass hier, besonders am Wochenende, immer wieder Leute ihr Auto abstellen, um zu verreisen oder Einkäufe zu tätigen.

Bahn: „Die Situation war uns in dem Ausmaß nicht bekannt“

Doch viel maßgeblicher für die Sauberkeit eines Ortes, als dass Leute die Abgeschiedenheit für die heimliche oder gedankenlose Entsorgung ihres Mülls nutzen, ist die Häufigkeit der Reinigung. Seit Jahren sieht es in der Straße immer wieder schlimm aus. Der Verwitterungszustand des Mülls zuletzt jedenfalls lässt den Schluss zu: Hier wurde länger nicht sauber gemacht. Wie oft und wann die Straße gereinigt wurde, konnte die Bahn-Sprecherin nicht sagen.

Müll oder die schnelle Verrichtung der Notdurft sind auch auf dem Genscher-Platz direkt vor dem Bahnhof immer mal wieder ein Problem. Deshalb werden mit der neuen Illuminierung die Mauern des Vorplatzes in der Dunkelheit auch deshalb beleuchtet, um Wildpinkler abzuschrecken.

Die Delitzscher Straße nach der Reinigung
Die Delitzscher Straße nach der Reinigung
(Foto: Robert Horvath)

Info: Kennen auch Sie, werte MZ-Leser, schlimme Müllecken im Stadtgebiet? Dann schreiben Sie uns eine Mail an [email protected]

Wer am Wochenende in Bahnhofsnähe parken will, dem rät die Stadt zum Hans-Dietrich-Genscher-Platz, dem Parkplatz an der Volkmannstraße oder zu Stellplätzen entlang der Ernst-Kamieth-Straße.