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Masken aus Ton und Stempeldrucke

Von HEIDI POHLE 01.07.2009, 16:35

HALLE/MZ. - Doch darauf kommt es gar nicht an. Sondern darauf, dass sie wie andere Kinder seit Ende 2008 mehrfach ihre künstlerischen Begabungen ausprobieren konnten, und zwar beim Projekt "Halle hat Talent" der Bürgerstiftung.

Dabei werden Kinder nicht nur über Einzel-Patenschaften gefördert, so dass sie gezielt Schauspiel-, Schach-, Keyboard-, Gesangs- oder Tanzunterricht erhalten (die MZ berichtete). Sie können zudem auch in der Talentbude, die mit zum Projekt gehört, ausprobieren, was ihnen besonders gut liegt.

Am Dienstagnachmittag wurde im Rathaus, zweite Etage, eine Ausstellung eröffnet, in der einige Arbeiten der Kindertalente zu sehen sind. Das Motto lautet "Ich kann etwas, was Du nicht siehst". Von Jordis und Fredrik sind Bücher dabei, die sie unter Anleitung komplett selbst gestaltet haben - vom Ausdenken einer Geschichte über das Schnitzen von Stempeln bis hin zum Druck. Darauf sind die Geschwister richtig stolz.

"Die Mädchen und Jungen haben an einem Wochenende alles selbst gemacht", erzählt Juliane Graichen, die das Talent-Projekt betreut. Wobei sich zeigte, dass die einen besser fabulieren, die anderen geschickter gestalten können. Einmal im Monat sind die etwa 20 Kinder der Talentbude zusammengekommen. Da wurden Masken aus Ton gestaltet, Sterne aus Filz angefertigt oder erste Übungen in einer Schreibwerkstatt absolviert.

"Für die Kinder im Vorschulalter ist das eine gute Chance gewesen, zu testen, was sie am besten können", erklärt Juliane Graichen. Denn woher solle ein Kind wissen, welch "verborgene Seiten" es habe, wenn es nie die Gelegenheit bekomme, sich auszuprobieren - und zwar unabhängig von den materiellen Gegebenheiten der Familie. Eben dazu sei das Projekt ins Leben gerufen worden, das im Herbst fortgesetzt werden soll. Dass die regelmäßigen Buden-Treffs stattfinden konnten, ist nicht zuletzt den Partnern der Bürgerstiftung zu verdanken - dem Familienzentrum des CVJM Halle ebenso wie der Familienbildungsstätte Villa Jühling. Nur so konnten die vielfältigen Programme mit Künstlern, Schriftstellern, Theaterpädagogen und anderen Helfern ermöglicht werden, wie die Projektleiterin sagt.

Nicht zu vergessen sind natürlich all jene, die mit ihren Spenden die jungen Talente gefördert haben. Einer davon ist Jürgen Wendt, der dafür schon mehrfach von seiner Rente Geld abgezweigt hat. "Kinder muss man fördern", sagt der siebenfache Großvater, "dann kommen sie später im Leben besser klar", so seine Erfahrung. Er war extra zur Ausstellungseröffnung ins Rathaus gekommen und von all den gedruckten, gezeichneten und getöpferten Ergebnisse begeistert. "Da habe ich mein Geld gut angelegt", meinte der 74-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Und weil er noch kein Dankeschön für sein Engagement erhalten hatte, durfte er sich einen von den Kindern gestalteten Filzstern aussuchen - "ich nehme einen in Blau, meiner Lieblingsfarbe".