Marlene Jaschke Marlene Jaschke: «Blick könnte wilder sein»
Halle/MZ. - "Wir tun heute Abend ein gutes Werk. Ich singe. Sie hören mir zu." Nur wenige Worte und Gesten genügten, um das Publikum am Freitag im ausverkauften Steintor-Varieté zu erheitern. Marlene Jaschke alias Jutta Wübbe zelebrierte ein Programm, das den beziehungsreichen Titel "Auf dem Weg zu Dir" trug. Jaschke einmal anders - der Hamburger Comedy-Star überraschte mit Anleihen aus immergrünen Schlagern.
Marlene Jaschke, zum dritten Mal in Halle, verließ sich nicht auf ihren Kultstatus. Zwar redete sie in gewohnter Weise wie eine Chefsekretärin, deren Alter man nicht mehr gefahrlos schätzen kann. Lachendes Erstaunen und Szenenapplaus lösten jedoch vor allem die unerwarteten Wechsel zu den Gesangseinlagen aus, die eine geschulte Stimme hören ließen. So kam wohl jeder zwischen acht und 80 Jahren auf seine Kosten. Wenn Marlene Jaschke bislang ihr Erfolgsgeheimnis noch hütete, in Halle wurde es offenbar: Schlichtheit auf der ganzen Linie. Unverwüstlich ihre rote Kappe, die natürlich zur Bluse passt und wie im Versandhauskatalog hübsch mit Kostüm und Perlenkette kontrastiert. So perfekt, dass die Verwunderung echt wirkte, warum Marlene Jaschke bisher immer noch nicht den Richtigen fand.
Schon ihr Blick in die Runde, Handtasche und Einkaufstüte am Arm, erinnerte sicher nicht wenige Gäste an die liebe Nachbarin daheim, die gute Tante oder Schwester. Ausfallschritt, Unterlippe nach vorn, Hüftschwung nach links - Marlenes musikalischer Traum von einer Nacht voller Seligkeit war nur der Auftakt einer Reise in eine kleine Welt zwischen rotem Plüschsessel, pinkfarbenem Häkel-Untersetzer und giftgrünem Gummibaum. Dazu gehörte natürlich auch ein kurzer Ausflug ins Steintor-Parkett. Die Spitze ihrer Arglosigkeit: "Ihr Blick könnte wilder sein. Und sie da, sie haben den Blick, aber der Rest stimmt nicht."