Maritim-Hotel als Flüchtlingsheim Maritim-Hotel als Flüchtlingsheim: Film zeigt die Geschichte der "Luxusherberge"

Halle (Saale) - Die Aufregung war allgemein im Herbst 2015: Das Hotel Maritim am halleschen Riebeckplatz sollte zur Unterkunft für Geflüchtete umgewidmet werden. Sozialneid schoss ins Kraut, von „Luxusherberge“ war die gehässige Rede. Später, als die neuen Bewohner eingezogen waren, folgten üble Gerüchte, bis hin zu einem angeblichen Mord, der in dem Haus verübt - und von den Behörden natürlich vertuscht worden sein sollte.
Weniger intensiv ist von dem Geschäft die Rede gewesen, das die Eigner des wohl längst nicht mehr profitablen Hauses gemacht haben dürften. Und dann waren da ja auch noch die Mitarbeiter, die ihre Arbeitsplätze verloren. Alle Welt hatte eine Meinung zu all diesen Vorgängen, die Mitteldeutsche Zeitung hat sachlich und so umfassend wie möglich darüber berichtet.
Dokumentation „Kommen und Gehen“ über Maritim-Hotel in Halle
Jetzt liegt die Dokumentation „Kommen und Gehen“ vor, gedreht von Uwe Mann und produziert von der in Halle ansässigen Firma 42film. An diesem Donnerstag um 20.15 Uhr hat der Film Premiere im halleschen Kino Luchs.
Der Filmemacher Uwe Mann hat 2015 zwei Wochen lang im Maritim Halle gewohnt, bevor es geschlossen wurde. Dabei ist es ihm gelungen, den Übergang des Hotels in seine neue Bestimmung aus der Binnensicht von Gästen und Mitarbeitern - und damit das besondere Klima jener Tage so authentisch wie überraschend festzuhalten.
Da gibt es Bilder, in denen man sieht, wie eine junge Frau Uhren aus einer Vitrine räumt, ein Flügel wird abtransportiert. Und die ersten der neuen Bewohner streifen unterdessen scheu und fremd durch das Haus, das man ihnen als Bleibe auf Zeit zugewiesen hat. Der Saal ist zur Ausgabestelle von Essen und zum Speiseraum geworden, der kristall-glitzernde Deckenschmuck wirkt einigermaßen obszön über dieser kargen Szenerie.
Uwe Mann hat auch verbliebene Gäste befragt, darunter den damals 86-jährigen Herbert Gerhardt. Der frühere Religionslehrer und Journalist hat drei Jahre lang zu Miete im Maritim gelebt. Es geht um Zukunft, Gott und Würde in diesen Gesprächen - und um die unheile Welt, die wir miteinander teilen. Ein leiser, poetischer, wahrhaftiger Film.
››„Kommen und Gehen“: Premiere an diesem Donnerstag, 20.15 Uhr, im Kino Luchs, Halle, Seebener Str. 172; der Regisseur ist anwesend. (mz)

