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Malteser-Hilfsdienst Malteser-Hilfsdienst: Hallenser mit langem Atem

Von Jan Wätzold 01.04.2002, 15:05

Halle/Saalkreis/Vilnius/MZ. - Boleslovas Stankus ist seit vier Jahren Direktor der Caritas der Erzdiözese Vilnius. Mit 26 fest angestellten und 130 ehrenamtlichen Mitarbeitern kümmert sich der 31-Jährige um elf der 17 katholischen Gemeinden der litauischen Hauptstadt. Doch die Klientel des kirchlichen Sozialdienstes ist weitaus größer als die Zahl derer, die mehr oder weniger regelmäßig die Gotteshäuser der Metropole und ihrer Randbezirke besuchen. "Im Prinzip", meint Stankus, "helfen wir jedem, der an unsere Türen klopft."

Dafür, dass die Leute von der Vilniuser Caritas zumindest die größte Not der meist in bitterer Armut lebenden Besucher lindern können, sorgt seit mehr als zehn Jahren auch der Malteser-Hilfsdienst aus Halle. Seit Christoph Gebauer Anfang der neunziger Jahre durch persönliche Beziehungen den Kontakt ins Baltikum knüpfte, hat sich der Verein aus der Saalestadt zum verlässlichsten Partner der Vilniuser Caritas entwickelt. Während andere Hilfsorganisationen aus dem Westen oft nur sporadische Unterstützung bieten, vergeht kaum ein Monat ohne einen Besuch der Malteser. In fast allen Einrichtungen, die der Sozialdienst unterhält, finden sich heute Spenden aus Halle. Im Mutter-und-Kind-Haus, das allein stehenden Frauen etwa nach Misshandlungen eine Zuflucht bietet, haben die Malteser mit Wasch- und Nähmaschinen geholfen. Im meist viel zu kleinen Obdachlosenasyl am Bahnhof stehen Betten aus Halle. Und das Caritas-Kleiderkammer im Zentrum von Vilnius wird ebenfalls zum großen Teil von Sachsen-Anhalt aus mit Nachschub versorgt.

Bevor der jüngste Hilfstransport der Malteser zu Ostern in Litauen eintraf, hatte in dem Wäschelager wieder einmal gähnende Leere geherrscht. "Der Bedarf an Kleidung ist das ganze Jahr über groß, aber im Winter ist die Situation besonders kritisch", so Stankus, Ohne die Spenden aus Halle müssten viele der Familien, die oft weniger als 50 Euro im Monat zur Verfügung haben, mit leeren Händen nach Hause geschickt werden.

Gebauer, der sich diesmal mit Geschäftsführer Klaus Münch und dem Rentner Werner Mähnert auf den langen Weg gemacht hat, kennt die Sorgen der Partner genau. Nie stellen die Malteser die pro Fahrzeug mit immerhin 250 bis 350 Euro Benzinkosten zu Buche schlagenden Touren wahllos zusammen. "Was wir in Halle aufladen, wird in Litauen auch gebraucht", so Gebauers Erfahrung. Und anders als viele Hilfsorganisationen, die Spenden in zentralen Lagern abliefern, achte man bei den Maltesern streng auf den Verwendungszweck der Güter. Jede Tour werde auch so geplant, dass vor Ort noch Zeit bleibt, die Adressaten der Hilfssendungen zu besuchen. "Das sind wir auch den Leuten schuldig, die in Halle oft schon seit zehn Jahren unseren regelmäßigen Spendenaufrufen folgen", sagt Geschäftsführer Münch.

Nächste Folge: Was in Halle bereits reif für den Schrott ist, leistet in Litauen noch beste Dienste.

Für die Fortsetzung der Hilfe benötigt der Malteser-Hilfsdienst dringend Geldspenden für anfallende Benzinkosten: Konto-Nummer 389303555 bei der Stadt- und Saalkreissparkasse (BLZ 80053762).