Dölauer Heide Mäh-Einsätze im Stadtforst: Warum Waldarbeiter in Halle gegen Knallerbsen ankämpfen
Wo in der Dölauer Heide aufgeforstet wird, müssen regelmäßig die Waldarbeiter anrücken, damit junge Bäume überleben können. Wie Halles Stadtförsterin den Zustand der grünen Lunge beurteilt.

Halle (Saale)/MZ. - Es grünt im Stadtwald. Der Regen, nicht zuletzt der in der Nacht zu Sonntag, habe der Dölauer Heide sicher gutgetan, sagt Stadtförsterin Sophie Richter, besonders den Jungbäumen. Grünes Licht für Halles grüne Lunge also? Ganz so einfach ist es nicht.
Der Zustand des mit 740 Hektar Fläche stadtweit größtem geschlossenen Waldgebietes sei vielmehr durchwachsen. Trockenheit und Starkwind setzten der Heide immer wieder zu. Die Folge sind Areale, die in der Fachsprache als Störstellen bezeichnet und wieder aufgeforstet werden. Wie beim vom Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara initiierten Geburtenwald: Zum dann vierten Mal werden im Herbst Familien in der Heide erwartet, die Bäume für die in Sachsen-Anhalts größer Geburtsklinik zur Welt gekommenen Kinder pflanzen. Diese Aktion helfe dem Wald sehr, hebt Ricco Siersleben, städtischer Teamleiter Forsten und Landwirtschaft, hervor. So wie andere Pflanzaktionen auch – etwa die der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, unterstützt von der Saalesparkasse. Die so zum Ausdruck gebrachte Verbundenheit mit dem Wald verschaffe der Heide nicht zuletzt öffentliche Aufmerksamkeit, und die sei wichtig für das Kulturgut Wald.

Damit sei aber auch viel Aufklärungsarbeit verbunden, macht Stadtförsterin Richter deutlich und nennt ein Beispiel: Wenn wie in diesem Spätherbst wieder vorgesehen die nächste Fläche – eine Störstelle – für eine Geburtenwaldpflanzung vorbereitet wird, müssen zuerst die Waldarbeiter anrücken. Ihr Auftrag: das Areal von Gehölzen wie Brombeere oder der auch als Knallerbse bekannten Schneebeere zu befreien. Beginnen die Waldarbeiter also zu mähen, stoße das oft auf das Unverständnis von Waldbesuchern, sagt Sophie Richter. Dabei gebe es eine einfache Erklärung: Werden junge Bäume gepflanzt und die Sträucher bleiben stehen, nehmen sie den Setzlingen das zum Wachsen notwendige Licht. Überdies verdrängten sie zum Ökosystem Wald gehörende krautige Arten. „Schneebeeren können mannshoch werden“, berichtet die Försterin. Deshalb seien nach den Pflanzungen auch immer wieder Mäh-Einsätze erforderlich, solange die Bäume nicht über die Sträucher hinauswachsen.

Bei Nachpflanzungen in der Heide seien dem Forst indes Grenzen gesetzt: Weil das Areal unter dem Schutz der EU-Richtlinie Flora-Fauna-Habitat steht, also FFH-Gebiet ist, sind dort nur heimische Arten erlaubt. Stiel- und Traubeneiche zum Beispiel, Rot- und Hainbuche oder Winterlinde und Kiefern. Alles unter der Leitlinie, dass die Heide ein regulierter Mischwald sein soll, wie die Stadtförsterin sagt. Seit Juni 2024 ist sie im Amt, zuvor hatte Halle 30 Jahre lang keine eigene Stadtförsterei. Sie habe schon viel über den insgesamt 1.800 Hektar großen Stadtwald – zu dem unter anderem auch die Rabeninsel, Wald am Hufeisensee oder der Goldberg gehören – gelernt, bilanziert die Försterin. Froh über die Unterstützung von Kollegen wie Teamleiter Siersleben ist sie dennoch.
Pflege und Bewirtschaftung eines Waldes seien eben eine Gemeinschaftsaufgabe. Dazu gehöre auch der Umgang mit Herausforderungen wie Müllablagerungen, die in der Heide immer wieder vorzufinden sind. Ein weiteres großes Problem sei es, wenn Waldbesucher die Hauptwege verlassen: Wenn sie – oft aus Unkenntnis – Pflanzen zertreten, werde damit die Entwicklung des Waldes beeinträchtigt, sagt Sophie Richter. Ebenso wie durch die Mountainbike-Fahrer, die sich in FFH-Gebieten verbotene eigene Wege mit Rampen anlegen.

Was derzeit im Stadtwald anliegt? Die sogenannte Jungwuchspflege sei jetzt die wichtigste Aufgabe. Der Holzeinschlag dieser Saison ist längst abgeschlossen, wie die Stadtförsterin berichtet – in FFH-Gebieten sei dieser anders als bei Wäldern ohne diesen Schutz nur im Winter erlaubt.