Krofdorf zu Gast bei den Lions Lions gegen Krofdorf: Obamas Nichte zu Besuch in Halle
Halle (Saale) - Für die Zuschauer, die am Sonntagnachmittag in der Erdgasarena Basketball schauen wollen, wird äußerlich alles so sein wie immer, wenn die Lions spielen. „Nein, es gibt keine besonderen Auflagen, wir haben die gleiche Anzahl an Sicherheitskräften im Einsatz“, sagt Sebastian Tempel.
Hätte aber auch anders sein können. Schließlich bekommt das Zweitliga-Duell der Hallenserinnen gegen die Krofdorf Knights einen außergewöhnlichen Anstrich.
Was mit einer US-Spielerin der Gäste zu tun hat: Beim Team aus Mittelhessen ist Leslie Robinson unter Vertrag. Nicht-Eingeweihte werden jetzt fragen: Na und? Wer soll das sein?
Basketballerisch ist die junge Frau auch gewiss kein Weltstar. Doch die 22-Jährige hat berühmte Verwandtschaft. Sie ist die Nichte des ehemaligen US-Präsidenten Barak Obama - genauer: die Tochter des älteren Bruders von Michelle Obama, der einstigen First Lady.
„Und deshalb sind unsere US-Spielerinnen schon ein wenig aufgeregt“, verrät Tempel, der sportliche Leiter der Lions. Jemand aus der Familie des einst wichtigsten Staatsoberhaupts der Welt spielt ja auch nicht alle Tage in Halle.
Doch in der Liga und erst recht im hessischen Städtchen Krofdorf-Gleiberg (etwa 5.000 Einwohner, Teil der Gemeinde Wettenberg) ist das Bohei um Leslie Robinson mittlerweile abgeebbt. Schließlich hat sie mit ihrem Ritter(innen)-Team schon alle Städte mit Zweitliga-Teams aus dem Norden bereist.
Halle ist ihre letzte Station im ersten halben Jahr einer sportlichen Bildungsreise durch Deutschland. Von ihrem Team wurde sie im September verpflichtet. Ein Engagement in der US-Damen-Profliga WNBA hatte sich zerschlagen, obwohl sich der Verein New York Liberty ihre Dienste gesichert hatte und ihr Vater Craig Malcolm Robinson (Michelle Obamas Bruder) Vizepräsident des NBA-Kubs New York Knicks ist. In punkto Sport-Karriere half die Verwandtschaft nicht weiter.
Doch die talentierte junge Frau hatte Lust, professionell Basketball zu spielen - und auf ein Abenteuer in der Fremde. Ihr Agent vermittelte sie nach Deutschland. Zwischen Angebot und Zusage vergingen drei Tage Bedenkzeit, dann sagte sie den Knights: Ich komme. Und sie fühlt sich pudelwohl - auch wegen des beschaulichen dörflichen Umfelds. „Geht man einkaufen, wird man erkannt“, erzählte sie der Tageszeitung „Gießener Allgemeine“.
Sportlich sorgt Leslie Robinson in der zweiten Bundesliga für Furore: Mit 396 Punkten in bisher 18 Spielen ist sie die beste Werferin der gesamten Liga. Mit riesigem Abstand. 328 Zähler hat die Zweitbeste auf dem Konto. Halles Top-Scorerin Christin Mercer ist mit 298 Punkten Sechste des speziellen Rankings. Beim Hinspiel gegen die Lions verbuchte Robinson 21 Zähler - trotzdem unterlag ihr Krofdorf-Team haushoch 49:73.
Und dieses deutliche Resultat verrät einiges über die sportliche Konstellation in Hinblick auf das letzte Heimspiel der Lions - vor den Playoffs. Krofdorf ist trotz seines Stars nur Drittletzter der Tabelle und krasser Außenseiter in Halle. Einen Sieg haben die Lions also fest eingeplant. Und der ist auch nötig. Am finalen Spieltag müssen sie zu den Avides Hurricanes nach Rotenburg, dem Fünften. Was eine weitaus höhere Hürde darstellt.
Dabei sind zwei Siege Pflicht. Schließlich möchte das Team von Trainer Jose Araujo Tabellenplatz zwei erobern, um in den Playoff-Halbfinals - als Gegner stehen die Bergischen Löwen fest - im Best-of-three-Modus ein Heimspiel mehr zu haben. Wenn es denn nötig sein sollte.
Im Finale um den Erstliga-Aufstieg würde dann Osnabrück als Kontrahent warten. Eines ist nur interessant: Bislang hat sich Osnabrück noch nicht offiziell bekannt, auch tatsächlich aufsteigen wollen.
Aber das ist ein Thema für die kommenden Wochen. Zunächst freut sich Halle auf ein Spiel gegen Krofdorf und Leslie Robinson. Womöglich wird das Duell auch ganz intensiv im Hause Obama verfolgt.
››Das Spiel in der Erdgas Arena beginnt Sonntag, 16 Uhr. (mz)
