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Lehrermangel im Saalkreis Lehrermangel im Saalkreis: Aufatmen in den Grundschulen

Von Claudia Crodel 09.11.2015, 21:15
Blick in ein Klassenzimmer.
Blick in ein Klassenzimmer. Symbol/dpa Lizenz

Holleben - Die Unterrichtsversorgung in verschiedenen Schulen im Saalekreis ist seit mehreren Wochen immer wieder Anlass für Diskussionen. Vor kurzem hatte der Kreiselternratsvorsitzende Andreas Siegert diesbezüglich Alarm geschlagen, weil er die Situation an mehreren Schulen für außerordentlich besorgniserregend hielt. Besonders Grundschulen waren davon betroffen. Ende Oktober bestätigte Torsten Klieme, der Direktor des Landesschulamtes dies gegenüber der MZ und versprach aber: „Wir arbeiten daran, bald wieder vernünftige Zustände zu haben.“ Laut eines Beschlusses des Landesparlaments steht Geld zur Verfügung, so dass langzeiterkrankte Lehrkräfte und die, die sich in Elternzeit befinden, befristet ersetzt werden können. Außerdem werden 16 unbefristete Stellen für Grundschulen und Förderschulen im Saalekreis ausgeschrieben. Diese Lehrkräfte sollen ab Januar ihren Dienst antreten.

Was hat sich getan?

Doch hat sich in betroffenen Grundschulen schon etwas getan? In Sennewitz, wo der Englischunterricht aufgrund einer Langzeiterkrankung seit Beginn des Schuljahres komplett ausgefallen war, konnte das Problem durch eine befristet eingestellte Kollegin behoben werden. Auch in Holleben gab es massive Probleme mit der Unterrichtsversorgung. Bereits Mitte Oktober wandte sich der Schulelternrat mit einem Brief an das Landesschulamt. „Darin haben wir auf die katastrophale Situation bezüglich der fehlenden Lehrer in unserer Schule hingewiesen. Wir haben sechs Klassen und nur vier Klassenlehrer. Jahrgänge mit zwei Klassen wurden zusammengelegt, mit 33 Kindern beispielsweise in der zweiten Klasse“, erzählt Bernd Böhm, Vorsitzender des Schulelternrats der Grundschule Holleben, der selbst zwei Kinder in der Schule hat, in der zweiten und vierten Klasse. „Das Land spart die Schulen kaputt und das auf den Schultern der Lehrer und der Kinder“, meint Böhm. Doch er hat die Erfahrung gemacht, dass sich das Engagement des Schulelternrats gelohnt habe. „Es ist viel schief gegangen. Es gab erhebliche Kommunikationsprobleme. Aber die Situation hat sich deutlich entschärft“, sagt Böhm.

Nach dem Brief des Schulelternrats an das Landesschulamt Mitte Oktober bekamen die Elternvertreter Anfang November einen Termin im Landesschulamt. „Bereits vor diesem Termin hat das Amt schnelle, unkonventionelle Lösungen gefunden“, so Böhm. „Es sind wieder sechs Lehrer in unserer Schule“, freuen sich Böhm und die anderen Elternvertreter. Trotzdem hält er die Gesamtsituation im Saalekreis noch immer für angespannt. „Die Personaldecke ist weiterhin sehr dünn. Das ist meine persönliche Meinung. Dadurch fühlen sich viele Lehrer überfordert.“ Eine Unterrichtsversorgung von 101 Prozent hält er für zu gering. Zwar richte sich die Lehrerzuweisung nach der Anzahl der Schüler, nicht nach der der Klassen, so dass jahrgangsübergreifender und klassenübergreifender Unterricht durchgeführt werden müsse. Die meisten Schulen hielten aber am traditionellen Klassen-Modell fest. Auch dadurch würden sich Probleme auftun.

Lehrerteam zu alt

Für die Zukunft sieht Böhm weitere Schwierigkeiten, denn vielerorts sei das Lehrerteam einfach zu alt. In der Grundschule in Holleben beispielsweise seien 90 Prozent der Lehrkräfte weit über 40 Jahre alt. Es müssten dringend junge Lehrer eingestellt werden, so die Ansicht des Schulelternratsvorsitzenden.

Auch Mandy Ebert, die Schulelternratsvorsitzende der Grundschule Wettin hält die Lehrerreserve für zu klein. „Es ist manchmal ganz wirkungsvoll, wenn etwas Druck von außen kommt“, meint die engagierte Elternvertreterin. So wurde erreicht, dass Ersatz für die fehlende Englischlehrerin kam. Für die durch eine Langzeiterkrankung fehlende Klassenlehrerin der einen Grundschulklasse in Wettin habe das Landesschulamt mittlerweile eine Ausschreibung auf den Weg gebracht. Nun gebe es Aussicht darauf, dass Anfang 2016 oder zu Beginn des zweiten Schulhalbjahrs eine neue Lehrerin an die Schule kommt. (mz)