Lang diskutiertes Projekt Lang diskutiertes Projekt: Wird Design-Kaufhaus "Intecta" zu Halles Kunsthalle?

Halle (Saale) - In der halleschen Kulturpolitik kündigt sich der nächste Paukenschlag an: Zunächst mit einer eher unauffälligen Zahl, die von der Verwaltung in den Haushaltsentwurf fürs kommende Jahr eingestellt worden ist: Es geht um 60.000 Euro - unter einem Titel, der freilich aufhorchen lässt: „Kunsthalle Halle“ steht da - als Bezeichnung für etwas, das es nicht gibt. „Noch nicht gibt“ oder „fatalerweise nicht gibt“ - wie insbesondere Halles Bildende Künstler und Kunstvereine fast schon seit Jahrzehnten unisono klagen.
Und nun also erstmal ein Geldbetrag dafür? Hat sich in dieser für Sachsen-Anhalts Kulturhauptstadt so bitteren Angelegenheit etwa inzwischen was getan? Gerüchte in dieser Richtung machen jedenfalls die Runde - konkrete Gerüchte. Die MZ hat bei Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) nachgefragt. Und tatsächlich scheint seit langem mal wieder eine machbare Variante ernsthafter im Gespräch zu sein - wenn auch zunächst in eher diskreten Runden.
Intecta-Kaufhaus als Kunsthalle: Idee scheint finanzierbar und realisierbar
Die Rede ist vom Intecta in der Großen Ulrichstraße. Doch anders als bei „höchstens langfristig umsetzbaren“ und zudem als „realistisch kaum finanzierbar“ angesehenen Varianten, wie es etwa ein Teil der Neuen Residenz wäre, klingt die Idee mit dem Intecta plausibel - und scheint zudem auch kurzfristig eine Realisierungs-Chance zu haben.
In spektakulärem Jugendstil und mit Lichthof-Architektur einst von den Gebrüdern Giese für die Firma Brümmer und Benjamin als Modehaus erbaut, war das Gebäude zu DDR-Zeiten zum Möbelhaus umfunktioniert worden - und hatte nach 1990 lange leer gestanden: Ein Umstand, der viele Denkmalfreunde in Halle besonders umgetrieben hat. Vor wenigen Jahren ist dann doch ein Verkauf samt Sanierung geglückt: Zunächst mit dem Ziel, neben etlichen Gewerberäumen vor allem im Erdgeschoss eine Art Designkaufhaus zu etablieren. Das konnte dann im Jahr 2012 tatsächlich eröffnet werden. Inzwischen steht aber der vordere Teil der Erdgeschossfläche (300 Quadratmeter) leer.
Intecta-Kaufhaus als Kunsthalle: Suche nach Immobilie und Träger
Kann das der Ort für die so lange entbehrte, nicht kommerzielle Ausstellungsfläche, sprich die Kunsthalle, sein? Die Idee, mit der Wiegand konfrontiert worden sei, knüpfe auch an das an, was einst im Marktschlösschen und später am Domplatz betrieben wurde. Die Rede ist von der einstigen städtischen und späteren Künstlerverbands-Galerie, die Ulrich Zeiner jahrzehntelang geleitet hatte. Übrigens ist auch in der „Villa Kobe“ (Willy-Brandt-Straße) etliche Jahre lang ein Kunsthallen-Konzept ausprobiert worden.
Und Pate steht jetzt wohl auch das erst jüngst und vielversprechend gestartete „Literaturhaus Halle“ in der Bernburger Straße. Damit werden seit diesem Frühjahr die Räume des einstigen Kunstforums der Sparkassenstiftung (nach kurzem Leerstand) neu bespielt. Der für die Kunsthall angedachte Unterstützungsbetrag von 60 000 Euro, über den nun zunächst der Kulturausschuss des Stadtrats befinden muss, erinnert ebenfalls an die Literaturhaus-Konstruktion.
Auch eine weitere Parallele in der Organisationsform zeichnet sich ab. Denn wie beim Literaturhaus werde für eine Kunsthalle „ein Trägerverein gebraucht“, meint Wiegand. Und für solch einen Verein zeichneten sich auch schon mögliche institutionelle Partner ab. Gespräche gebe es mit der Kunsthochschule, mit Kunstvereinen sowie mit dem Technologie- und Gründerzentrum.
Kunst statt Billiganbieter in Halles Innenstadt
Und natürlich ist - als Miteigentümer des Hauses - auch der Designer Janis Kapetsis, Chef der Agentur Kappa, in die Pläne einbezogen. Gerade ihm lag in den auch schwierigen ersten Jahren mit dem Intecta viel daran, die Flächen nicht - was möglich gewesen wäre - mit „Billiganbietern“ zu füllen. Doch aus der Sicht von Kapetsis muss für die Kunstpräsentation ein innovatives Konzept her - mit dem hiesige Kreative viel besser als bisher auch mit Leuten aus der Wirtschaft und Wissenschaft zusammengeführt werden können.
Bereits vor 15 Jahren gab es übrigens die Hoffnung, ein seinerzeit leerstehendes Kaufhaus am Markt - das heutige „New Yorker“ - dauerhaft zur Kunststätte umzufunktionieren. Das Kaufhaus war als Zentrale der Bewerbungskampagne Halles zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 ein Publikumsmagnet. (mz)
