Landesmuseum für Vorgeschichte Landesmuseum für Vorgeschichte: Halle enthüllt Weltgeheimnis

Halle (Saale) - Jahrhunderte wurde er vergeblich gesucht, der Stein der Weisen. Er ist die Formel für eine Substanz, die Silber zu Gold wandeln kann, die jeden Stoff veredelt und nebenbei auch noch für ewige Jugend sorgt. Unerreichbar blieb er. Aber da liegt er nun tatsächlich, der Stein der Weisen: im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle, als Teil der Ausstellung „Alchemie - Die Suche nach dem Weltgeheimnis“.
Nun verfügt Landesarchäologe Harald Meller also auch noch über den Stein der Weisen! Gefunden har er ihn indes nicht. Das war Christian Wunderlich, Chemiker und Leiter der Restaurierungswerkstatt des Museums. Was auch gar nicht so schwer war, denn der Stein lag im landeseigenen Fürstlichen Archiv Stolberg-Wernigerode. „Lapis philosophorum“, stand auf dem Schreiben, das der fahrende Alchemist Essaias Stumpfeld 1598 an den Fürsten zu Stolberg-Stolberg geschickt hatte. Er habe, heißt es selbstbewusst, nun die Rezeptur für den Stein der Weisen gefunden, er biete sie zum Kauf an und schicke schon mal einige „rote Rubinlein“.
Arbeitsproben des Weltgeheimnisses
Diese historischen Arbeitsproben des Weltgeheimnisses, gläserne, rote Linsen, sind für die Ausstellung in Halle erstmals chemisch analysiert worden! Und im Labor des Museums sogar neu hergestellt worden.
Woraus er besteht, das ist in der „Alchemie-Ausstellung“ zu erfahren, die Wissenschaftler und Ausstellungsbauer um Kurator Jens Brauer gerade aus etwa 150 Fundgruppen und Objekten aufbauen. Sie stammen auch aus der Schweiz, Österreich und England.
Ausgangspunkt der Schau sind die Überreste einer Alchemisten-Küche, die Archäologen vor einigen Jahren in Wittenberg ausgegraben haben: In einer Abfallgrube aus dem 16. Jahrhundert lagen zwei Kubikmeter Glasbruch von Retorten und Destillierhelmen, zudem Gefäße und Tiegel. An den Scherben fanden sich indes merkwürdige Anhaftungen, die beim Landeskriminalamt in Magdeburg unter anderem als Zinnober, Quecksilber, Schwefelsäure und Antimonverbindungen identifiziert wurden - allesamt alchemistische Klassiker.
Skelett eines Hundes
Und in einem Tontopf fand sich das Skelett eines Hundes. „Das ist die einzigartiger Fundort in Deutschland. Es sind die ältesten in Mitteleuropa gefundenen Hinterlassenschaften aus einer Alchemistenwerkstatt“, sagt Alfred Reichenberger, Sprecher des Landesmuseums. Alchemistische Stücke in ähnlichem Umfang seien bisher nur in Österreich entdeckt worden.
Befand sich in Wittenberg etwa die Werkstatt eines dieser sagenhaften betrügerischen Goldmacher? Nein, um Metallurgie ging es nicht. Die Wittenberger Werkstatt war vielmehr eine Art frühes Labor für Arzneimittel. Eine teure Großproduktionsstätte auf fürstlichem Grund. Mit dem hier hergestellten Antimon - das berühmte „Allheilmittel“ von Paracelsus - hätte man wohl ganz Wittenberg vergiften können.
Die Ausstellung „Alchemie - Die Suche nach dem Weltgeheimnis“ ist vom 25. November bis zum 5. Juni 2017 im Landesmuseum für Vorgeschichte zu sehen. Die kleine Schau ist im Atrium des Museums aufgebaut. Anlass war der sensationelle Fund eines alchemischen Laboratoriums auf dem Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters in Wittenberg. Das Museum hat Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und am Wochenende und den Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. (mifa)
Die Wittenberger Alchemisten-Küche“ wird auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. „Zu dieser Zeit gibt es auch die ersten schriftlichen Quellen zur Alchemie, wie Rezeptbücher und Briefe. Wer der Alchemist war? „Es gibt ein Dutzend Kandidaten. Aber wir wissen es nicht“, sagt Andreas Stahl, Historiker am Landesmuseum.
Schau im Atrium des Museums
Die Funde bilden das Zentrum der Schau im Atrium des Museums. Deren Anliegen verdeutlicht auch die zentrale Installation. Über einer Abbildung des Steins der Weisen aus den 15. Jahrhundert, unerreichbar hinter Glas, sind Wittenberger Alchemie-Fundstücke gruppiert, um einen aufgesägten Schädel, der neben der Werkstatt gefunden wurde - eine anatomische Studie.
„Anatomie, Chemie, Heilkunst - Wir möchten zeigen, dass die Alchemisten keine Scharlatane waren, sondern die frühen Naturwissenschaftler der Renaissance“, sagt Ausstellungskurator Jens Brauer. Und über der Installation hängt, als Decke, ein Foto des Teilchenbeschleuniger-Tunnels am Cern, der Europäischen Organisation für Kernforschung. (mz)
Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) vom 25. November 2016 bis 5. Juni 2017


