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Kult-Star Friedrich Liechtenstein Kult-Star Friedrich Liechtenstein: Supergeiler Ex-Hallenser

Von Detlef Färber 12.03.2014, 19:42
Eine Werbung, so locker und flockig wie noch nie: Vollbad mit Frühstücksflocken - wie kommt dieser Friedrich Liechtenstein nur auf so was? In Halle kennt man die Antwort.
Eine Werbung, so locker und flockig wie noch nie: Vollbad mit Frühstücksflocken - wie kommt dieser Friedrich Liechtenstein nur auf so was? In Halle kennt man die Antwort. Youtube Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Nicht mal anderthalb Jahre ist es her, da lief ein gewisser Friedrich Liechtenstein mit einem Schild durch Berlin, auf dem war zu lesen: „Diese Welt muss untergehen!“ Passte gut in die Zeit damals, denn tatsächlich stand für den 21.12.2012 der jüngste Weltuntergang auf einem uralten Maya-Kalender. „Und warum soll die Welt untergehen?“ - so fragte eine hübsche Mikrofon-Dame den bärtigen Sonderling: Es gäbe ja sowieso keine Ideen mehr, antwortete er.

Wie es mit der Welt weiterging, wissen wir inzwischen. Der Weltuntergang fiel aus - wegen Bodennebel und fehlender Landebahn auf dem Fragment gebliebenen Hauptstadtflughafen. Und wie läuft’s bei dem Weltuntergangspropheten? Keine Ideen? - Denkste! Der Mann macht jetzt Werbung für eine Art Supermarkt-Schlaraffenland. Und nicht nur das, er entzückt mit einem einzigen Wort und seinem durchdringenden Blick die Deutschen - und zwar so ziemlich alle: vom feinsinnigen Kulturbürger bis zum abgestumpften Sofaklops. Das Wort, mit dem er das schafft, lautet: „Supergeil“. Doch nicht dieses Wort ist sein Geheimnis - natürlich nicht - sondern die Art, wie er es sagt. Ach was, wie er es inszeniert! Indem er zum Beispiel in einer Badewanne sitzt und Milch und Müsli hineinkippt - weil das offenbar „supergeil“ ist.

Rund vier Millionen Klicks auf Youtube

Und indem er zwischen Supermarkt-Regalen die Verkäuferinnen wie die Puppen tanzen lässt - und an der Kasse mit den dort einlaufenden Lebensmitteln spielt. Spielen mit Lebensmitteln - wer macht den sowas? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder dieser Mensch hat früher nicht auf Oma gehört - oder er ist Puppenspieler. Und tatsächlich: Letzteres stimmt. Denn einstige, übrigens auch „supergeile“, Kollegen des halleschen Puppentheaters haben ihn erkannt - diesen supergeilen Ex-Hallenser, dessen Werbe-Video in Langfassung gerade in wenigen Tagen rund vier Millionen Mal bei Youtube angeklickt wurde.

Stalinstadt hieß der Ort noch, als Hans-Holger Friedrich 1956 im heutigen Eisenhüttenstadt geboren wurde. Und Hans-Holger Friedrich hieß der inzwischen fast schon weltberühmte Künstler Friedrich Liechtenstein noch, als er vor 20 Jahren in Halle am Puppentheater tätig war.

Der Puppenspieler, der an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“ studiert hatte, hat zwischen 1991 und 1993 drei Stücke für das hiesige Ensemble geschrieben und sie in eigener Regie auf der Bühne gebracht, die damals noch im Mühlweg ihr Domizil hatte.

„Die kleine Frau - Eine Geschichte für den kleinen Mann im Bauch“, hieß das erste Stück, es folgten das Puppenstück „Die Reise zum Mittelpunkt der Welt“ und das Kindergartenprojekt „Suchen - Finden - Entdecken“.

Bevor Liechtenstein, der sich erst seit 2003 so nennt, zum Kultstar wurde, war er zeitweise einer von drei Intendanten des einstigen Berliner Hansa-Theaters - und neben vielem anderen auch noch „Reiseleiter“ in der „3Sat“-TV-Reihe „1-2-3-Istanbul“.

Und der inzwischen auch schon in England und in den USA Kultstatus genießt. Und der zudem inzwischen Gegenstand kulturtheoretischer Betrachtungen in großen Zeitungen ist: Das alles nur wegen „supergeil“? Ist Friedrich Liechtenstein also der neue Super-Protagonist von Kunstaktionen der Marke „Könnte ich auch, wenn’s mir nur eingefallen wäre“?

Ja, ist er. Und zugleich verkörpert er die Widerlegung solcher Sätze  - mit der hohen Intensität seiner Performance, die ihre Kraft aus einem unerschütterlichen Künstler-Dasein bezieht. Große Kunst waren - wie man hört - schon die kleinen Kinderstücke, die Liechtenstein einst in Halle inszeniert hat, für die Puppenbühne, die damals ja noch „Figurentheater“ hieß. Das hat Liechtenstein wohl auch geholfen, sich selbst zu einer Kunstfigur zu formen.

Übrigens hat der Künstler noch Freunde in Halle - und hier sogar mal sein Handtuch vergessen. Was für eins? Na, ein supergeiles.

Schräge Ideen, durchdringende Blicke und scharfe Brillen - darauf hat der Künstler schon damals in Halle gesetzt.
Schräge Ideen, durchdringende Blicke und scharfe Brillen - darauf hat der Künstler schon damals in Halle gesetzt.
Puppentheater Lizenz
Hier spielt Cornelia Geweniger
Hier spielt Cornelia Geweniger
Puppentheater Lizenz