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Ermittlungsgruppe "Intensivtäter" Kriminelle in Halle (Saale): Polizei setzt Diebe und Einbrecher unter Druck

Von Oliver Müller-Lorey 09.02.2018, 06:55
Ein Mann hebelt mit einem Brecheisen eine Tür eines Gebäudes auf.
Ein Mann hebelt mit einem Brecheisen eine Tür eines Gebäudes auf. dpa

Halle (Saale) - Als der damalige Leiter des Polizeireviers Halle vor knapp einem Jahr die offizielle Kriminalstatistik mit den Zahlen für 2016 vorstellte, kräuselte sich an einer Stelle seine Stirn. Auf Seite 6 der Präsentation befand sich ein Balkendiagramm zum Thema „Besonders schwerer Diebstahl aus Kellern“. Die gelben Balken verhießen nichts Gutes: Jahr für Jahr wurde mehr aus halleschen Kellern geklaut, im Jahr 2016 erreichte die Zahl ihren Höchststand mit 3.953 Diebstählen.

Verantwortlich für die vielen Diebstähle, das fand die Polizei schnell heraus, waren vor allem Drogensüchtige, die mit relativ wenig Aufwand schnelle Beute machten. Die gestohlenen Fahrräder und Werkzeuge verkauften sie an Hehler, die sie oft direkt mit Drogen bezahlten. Rund die Hälfte aller Straftaten in Halle, 47 Prozent, waren im Jahr 2016 Diebstähle - und die Polizei war alarmiert.

Spezielle Ermittlungsgruppe in Halle (Saale): Aufklärungsquote verdoppelt

Noch im selben Jahr wurde im Polizeirevier eine Ermittlungsgruppe namens „Intensivtäter“ gegründet. So unscheinbar der Titel, so groß sind ihre Erfolge. Die „EG“ hat Kellereinbrechern, Hehlern und Großabnehmern des Diebesguts den Kampf angesagt und feiert seitdem einen Erfolg nach dem nächsten.

„Bei den Kellereinbrüchen ist für das gesamte Jahr 2017 insgesamt ein Rückgang der Fallzahlen um etwa 35 Prozent zu verzeichnen“, sagt Polizeisprecherin Lisa Wirth. Seit der Einrichtung der Ermittlungsgruppe im 2. Quartal 2017 würden die Fallzahlen immer weiter sinken. Gleichzeitig steigt die Aufklärungsquote bei Kellereinbrüchen und Fahrraddiebstählen - den typischen Feldern von Drogenjunkies, an.

„Die Aufklärungsquote bei Kellereinbrüchen konnte im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt werden. Auch bei der Aufklärungsquote zu Fahrraddiebstählen gelang nahezu eine Verdopplung“, so Wirth.

In einem MZ-Interview vom Dezember hatte der Leiter der Ermittlungsgruppe erklärt, dass sich die Täter meist untereinander kennen. Unter ihnen bilden sich mit der Zeit feste Strukturen. Wird einer erwischt, wird es für die Ermittler leichter, auch an die Komplizen zu kommen.

Der derzeitige Erfolg kommt nicht nur bei den Hallensern gut an, sondern auch innerhalb der Polizei, wo die Arbeit der EG eine hohe Wertschätzung erfahre. Weil für die erfolgreiche Arbeit qualifizierte und motivierte Beamte nötig seien, werde die Gruppe auch zukünftig personell gut ausgestattet sein. Derzeit arbeiten dort fünf Polizisten, die Zahl kann je nach Straftataufkommen aber erhöht oder gesenkt werden.

Polizei in Halle (Saale): Mehr als 80 Haftbefehle

Obwohl die EG im vergangenen Jahr bereits 63 Haftbefehle ermöglichte und 176 Straftaten aufklärte, scheint es auch im aktuellen Jahr noch genug Arbeit für sie zu geben. In den ersten sechs Wochen dieses Jahres gelang es den Beamten 17 Haftbefehle zu erwirken, zwölf Objekte zu durchsuchen und Diebesgut 31 Einbrüchen zuzuordnen. Erst am Dienstag ging den Ermittlern in der Rudolf-Breitscheid-Straße ein 27-jähriger Hallenser und ein 28 Jahre alter Mann aus Algerien ins Netz.

Gegen den Algerier, der Drogen bei sich hatte, lag ein Haftbefehl vor. Auch der Deutsche wurde festgenommen. Gegen ihn war ein Haftbefehl zwar unter der Auflage, keine Drogen mehr bei sich zu haben, ausgesetzt worden, doch die Polizisten fanden Crystal bei ihm. In der Wohnung hatten die Polizisten ursprünglich eine Frau erwartet, gegen die ein Haftbefehl vorlag.

Aufsehen erregte auch der Fund einer versteckten Drogenplantage in Heide-Nord Ende Januar. Ein 33-Jähriger hatte die Wohnung einer Bekannten zur Cannabis-Pflanzen-Zucht genutzt - in einem versteckten Zimmer mit geheimen Zugang. Der Erfolg geht ebenfalls auf das Konto der Ermittlungsgruppe (mz)