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Krater auf dem Schulhof

Von MICHAEL DEUTSCH 24.11.2010, 18:10

HALLE/MZ. - Die Verwunderung steht allen ins Gesicht geschrieben. Plötzlich verliert der Boden den Boden: Im Außenbereich der halleschen Grundschule "Albrecht Dürer" im Paulusviertel hat sich am Dienstag plötzlich ein zweieinhalb Meter tiefes und rund 70 Zentimeter breites Loch aufgetan. Die Stadt informierte die Presse allerdings erst gestern über den Vorfall.

Während sich die Schulleitung damit brüstet, vorbildlich und besonnen auf die Gefahrenquelle reagiert zu haben, hagelt es von den Erzieherinnen des Schulhorts scharfe Kritik.

Laut städtischer Pressemitteilung und Schulleiterin Gudrun Voigt hätten die Schulkinder das Steilloch am Dienstag auf dem Bolzplatz gegen 14 Uhr entdeckt. Der Hausmeister des Zentralen Gebäudemanagements (ZGM) habe dann umgehend reagiert und das Loch provisorisch abgedeckt. Später sei es mit Bauzäunen gesichert worden. Auf Anraten des Landesamtes für Geologie und Bergwesen (LAGB) wurde die Spielwiese gestern vollends gesperrt.

Eine andere, durchaus heikle Version erzählt dagegen die Erzieherin Regina Nitzsche. Die Hortnerinnen, die ihren Dienst erst gegen 13.30 Uhr beginnen, seien von Kindern über das Loch informiert worden. "Die haben das schon in der ersten Hofpause gegen 10 Uhr entdeckt", sagt Nitzsche. Ihre Kollegin bestätigt diese Version. Schüler der dritten Klasse hätten dann weiter berichtet, dass sie den Vorfall ihrer Lehrerin und im Schulsekretariat gemeldet hätten. "Passiert ist daraufhin nichts", sagt die Erzieherin, die sich selbst das Loch ansah und den Vorfall meldete.

Konfrontiert mit dieser Version herrscht große Verwunderung. "Vormittags war kein Kind bei uns", sagt die Schulleiterin, "sonst hätten wird doch umgehend reagiert." Schulsekretär Kay Michel bestätigt das. Zur Hofpause wurde wegen Regens abgeklingelt, so dass sich kein Schüler auf dem Hof befunden habe, so der 32-Jährige.

Aus Sicht von Stadtsprecher Steffen Drenkelfuß ist sofort gehandelt worden. Falls es dennoch Ungereimtheiten gibt, werde man das prüfen. Doch warum informierte die Stadt die Presse erst einen Tag nach dem Erdrutsch? Drenkelfuß: "Der Hausmeister hat den Vorfall am Dienstag um 16 Uhr dem ZGM gemeldet". Für Mitteilungen mit sicherheitsrelevanten Inhalten benötige man gesicherte Informationen, etwa zu Absperrmaßnahmen. Demnach sei der Zeitrahmen in dem die Presse informiert wurde durchaus gerechtfertigt, sagt er.

Der Erdloch-Vorfall erschüttert dagegen die Geologen weniger. Wie Bodo-Carlo Ehling, Sprecher vom LAGB, mitteilte, sei die Schule auf der bis Mitte des 19 Jahrhunderts genutzten Braunkohlegrube Anna 1 errichtet worden.

Momentan untersuchten die Altbergbau-Experten die Sicherheit des Areals. Erdrutsche dieser Art seien an sich nichts außergewöhnliches, so Ehling. Im Stadtgebiet Frohe Zukunft etwa seien häufig solche Löcher aufgrund von Bergbauhohlräumen zu beobachten. Nach Abschluss der Untersuchungen werde man das Loch schnellstmöglich und sicher schließen, versichert Ehling.