Kochkünstlerin Aurélie Bastian im Portrait Kochkünstlerin Aurélie Bastian im Portrait: Naschkatze aus Frankreich

Halle (Saale) - So gut wie jeder Hallenser kennt ihr verschmitztes Lächeln: Aurélie Bastian, die wohl bekannteste Französin der Stadt, stammt aus Lothringen und lebt seit zwei Jahren in Halle.
Die sympathische junge Mutter eines fünfjährigen Sohnes betreibt nicht nur einen erfolgreichen Food-Blog, sondern auch einen Online-Shop für französische Lebensmittel, gibt Kochkurse, hat eine Fernsehsendung im MDR, schreibt Kochbücher… Langeweile kommt bei ihr selten auf. Seit ihrem ersten Macarons-Backkurs vor zweieinhalb Jahren wächst ihre Fangemeinde. Und zwar deutschlandweit. „Die Nachfrage steigt stetig“, sagt sie. Ihre Kochkurse sind wochenlang im Voraus ausgebucht.
Französische Leckereien mit deutschen Zutaten
Um den Balanceakt zwischen Job und Familie besser zu meistern, wolle sie aber bald kürzer treten, sagt sie. „Im Juni arbeite ich so gut wie jeden Tag. Ich habe Drehs, den Shop, die Kurse, brauche aber nebenher noch Zeit für die Familie.“ Ab September möchte sie die Kurse daher nur noch einmal pro Woche stattfinden lassen. Bisher bietet die Französin noch mehrmals pro Woche Kochkurse in ihrem kleinen Lädchen in der Großen Brunnenstraße an. Schon beim Betreten des Koch- und Backateliers von Aurélie Bastian wird klar, warum die ganze Stadt vernarrt in sie ist. Mit Liebe zum Detail eingerichtet, eine Schale Erdbeeren hier, ein Bund Kräuter da, Blumen und Senfgläser en masse – die Französin hat ein Händchen fürs Optische. Die Fotografien für ihre Bücher hat sie allesamt selbst geschossen. Gerade liegt sie in den letzten Zügen ihres dritten Kochbuches. „Französisch kochen mit Aurélie“ heißt ihr neustes Werk. Es erscheint im September im Basserman Inspiration Verlag.
„In meinem Buch zeige ich, wie man französische Rezepte mit deutschen Zutaten zubereiten kann. Viele Produkte gibt es hier nicht, also muss man Alternativen suchen.“ Das hat sie getan und erzählt, wie beispielsweise anstelle der französischen gepökelten Schweineschulter die deutschen Alternativen Kassler oder Eisbein herhalten müssen. „Ich arbeite schon seit etwa einem halben Jahr am Buch. Alles wird von mir entwickelt, gekocht und fotografiert. Was im Rezept steht, ist auch auf dem Foto.“ Und wohin mit den ganzen Köstlichkeiten, nachdem sie abgelichtet wurden? „Jedes Gericht wurde anschließend von meinen beiden Männern und mir, Nachbarn oder Freunden verspeist.“
Der Liebe wegen ist sie 2006 nach Deutschland gekommen. Zuerst nach Leipzig, um aber dann gemeinsam mit ihrem Mann die Messe- gegen die Händelstadt einzutauschen. Aurélies ist Musiker und am Abend meistens beruflich eingespannt. „Ich hatte Langeweile, also habe ich angefangen, abends sehr viel zu backen. Und ich bin eine Naschkatze.“
Rotkohl und Klöße ohne Braten
Ihr französisches Diplom der Heil-, Sozial- und Musikpädagogik wurde in Deutschland nicht anerkannt. Zur Überbrückung arbeitete sie zeitweise als Erzieherin, begann aber bald, sich intensiver mit dem Kochen und Backen zu beschäftigen. Und zwar im Internet. „Den Blog habe ich gegründet, als ich noch in Leipzig war“, erzählt sie. Und der wurde schnell so bekannt, dass sogar der MDR auf Aurélies Backkünste aufmerksam wurde. Seit Januar hat sie ihre eigene Sendung bei MDR Sachsen-Anhalt heute und entdeckt wöchentlich weitere kulinarische Schätze der Region. „Ich lege besonders Wert auf die Produkte und auf die Menschen und Geschichten, die hinter den Gerichten stecken“, sagt sie. Seit März dieses Jahres ist sie zusätzlich noch live zu sehen: Einmal pro Monat kocht sie in der Studioküche von „MDR um 4“.
Aurélie Bastian möchte gegen das Vorurteil kämpfen, dass viele die französische Küche für kompliziert halten. Auch generell versucht sie, Klischees, die Deutsche von Franzosen haben - und umgekehrt - zu vermeiden. „Ich nehme die Menschen, wie sie sind.“ Trotzdem vermisst sie die französische Offenheit: „Wir plappern einfach so drauf los, die Deutschen sind zuerst reserviert, im nächsten Moment aber total herzlich.“ Ein deutsches Lieblingsgericht hat sie auch schon: „Rotkohl und Klöße! Den Braten dazu brauche ich gar nicht.“ (mz)
Alle Rezepte von Aurélie Bastian gibt es auf ihrem Blog www.franzoesischkochen.de.