Kleiner Ort ehrt einen Großen
friedrichsschwerz/MZ. - Wer in einem noch so kleinen Ort der Stadt Wettin-Löbejün einen Stein umdreht, findet darunter Geschichte, Heimatgeschichte. So auch in Friedrichsschwerz. Es war kein geringerer als Preußenkönig Friedrich Wilhelm II., auch genannt Friedrich Wilhelm der Große, der im Jahr 1769 die Neubesiedlung der bis dahin menschenleeren Wüstung anordnete. Sesshaft gemacht wurden Colonisten aus Sachsen, Anhalt, Nassau und dem Hannoverschen. Die Akte über die Gründung der Colonie lagert bis heute im Staatsarchiv. Vermutungen, dass es sich bei den Colonisten um vertriebene Hugenotten handelte, sind nicht belegt.
Der Aufarbeitung und vor allem dem ehrenden Gedenken an den Ortsgründer widmet sich die Bürgerinitiative Friedrichsschwerz. Deren Mitglied Wilfried Böltzig sagt: "Wir wollen den 300. Geburtstag vom Alten Fritz in diesem Jahr zum Anlass nehmen, ein bisschen zu feiern." Und Harald Jünemann erinnert an die vielen Helfer, die 2004 dafür sorgten, dass auf dem Kirchplatz des Ortes ein Denkmal für den Ortsgründer aufgestellt werden konnte. Die Stele ziert ein Konterfei des Preußenkönigs. Die Anlage wird gepflegt und bepflanzt. "Wir sind als Bürgerinitiative kein Verein, der Fördermittel bekommen kann. Deshalb geschieht hier alles ehrenamtlich und unentgeltlich", fügt Böltzig an. Das trifft auch auf die Feiern zu. Am kommenden Dienstag wird um 10 Uhr am Denkmal eine kleine Feier stattfinden. Der Kindergarten gestaltet ein Programm. Und im Juni soll es ein Fest im Dorf geben.
Böltzig und Jünemann haben noch ein Ass im Ärmel - die kleine Kirchglocke. Die steht in der Brachwitzer Kirche, weil das Gotteshaus in Friedrichsschwerz einst abgerissen wurde. Die Idee der Bürgerinitiative ist: "Wir wollen einen Glockenstuhl aus Holz bauen, der das Geläut trägt und aufgestellt wird, wo einst die Kirche stand, neben dem Denkmal vom Alten Fritz", erklärt Böltzig und zeigt schon mal einen Entwurf, den Hendrik Arnhold gezeichnet hat. Wenn alles so klappt, wie es sich die Bürgerinitiative vorstellt, soll zum Fest im Juni der Glockenstuhl fertig sein. Ohne Spender und Sponsoren gehe freilich nichts, so Böltzig.
20 Familien hatte der Alte Fritz einst ansiedeln lassen. Und der Legende nach soll er ein einziges Mal im Ort gewesen sein - als Gefangener im Manöver seiner eigenen Truppen. Der König wurde für eine Nacht festgesetzt - im Leichenhaus des Friedhofes.