Kleiner Bruder an Glasscherbe verletzt Kleiner Bruder an Glasscherbe verletzt: Kinder stecken hinter Plakataktion gegen Müll am Landesmuseum

Halle (Saale) - Das Rätsel ist gelöst: Die Plakataktion im Giebichensteinviertel, mit der gegen die Vermüllung der Straßen und Parks in Halle aufgerufen wird, stammt von zwei Kindern: Die zehnjährige Ophelia Wehrenfennig und ihr neunjähriger Bruder Eduard sind die Autoren.
„Unser Bruder Alfons, der sechs Jahre alt ist, hatte sich ein paar Tage vorher auf dem Spielplatz am Landesmuseum an einer Scherbe verletzt“, erzählt die Fünftklässlerin des Giebichenstein-Gymnasiums. Der Junge hatte sich eine Schnittwunde am Bein zugezogen und musste weinend von seinen Geschwistern nach Hause gebracht werden. Daraufhin ist das Plakat entstanden, das mit der Überschrift „Stop! So geht das nicht weiter!“ für eine ganz einfache Sache wirbt - seinen Müll in Abfallkörbe zu werfen statt auf die Straße.
Überall Zigarettenkippen und Glasflaschen
Die Mutter der beiden, Constanze Wehrenfennig, findet die Aktion klasse: „Aber ich wusste überhaupt nichts davon, dass die beiden die Plakate am letzten Samstag aufgehangen haben.“ Aber auch sie meint, dass sich nur etwas ändern kann, wenn alle weniger sorglos mit Abfall umgehen - und das nicht nur am Spielplatz, der auch ihrer Einschätzung nach oft durch Unrat verunstaltet ist. Auch die beiden Kinder ärgert das seit längerem. „Am Straßenrand sieht man oft zerbrochene Glasflaschen“, sagt Ophelia. „Und überall liegen Zigarettenkippen herum, das ist nicht schön und kleine Kinder stecken sie sich auch manchmal in den Mund“, ergänzt Eduard, der die dritte Klasse der Wittekind-Grundschule besucht.
Abends seien auch oft Jugendliche auf dem Spielplatz, die Müll liegen lassen. „Das ist vielleicht kein böser Wille“, meint Ophelia, die zugibt, dass es ihr auch schon mal passiert ist, dass sie Abfall liegen lässt. Doch jetzt nach dem kleinen Scherben-Unfall mit dem Bruder achte sie genau wie ihre Geschwister doch viel mehr darauf. Und auch in der Schule mahne der Lehrer die Klasse, Papierschnipsel aufzuheben, auch wenn man sie nicht selbst hingeworfen hat - und das passiert dann auch so. Allerdings: Auf dem Schulhof hat Ophelia beobachtet, dass trotzdem Abfall einfach auf den Boden geschmissen wird, zum Beispiel auch Pausenbrote. Das findet sie gar nicht gut.
Plakataktion zeigt Erfolg
In Eduards Klasse ging es ebenfalls schon um das Thema Müll. Man solle nicht so viel Abfall auf der Straße liegen lassen, denn sonst will ihn keiner mehr aufheben, „weil das so eklig ist“, erzählt der Neunjährige.
Einen kleinen Erfolg können die beiden Müll-Aktionisten jedenfalls schon verbuchen: Beim Treffen am Spielplatz am Landesmuseum am Freitag war es deutlich sauberer als noch vor ein paar Tagen. Offenbar hat sich doch der eine oder andere den Aufruf zu Herzen genommen und die zahlreichen Abfalleimer genutzt, die dort nun wirklich keine Mangelware sind. Einige der Plakate der Geschwister hängen noch an den Lichtmasten des Giebichensteinviertels und in der Nähe des Spielplatzes; ein paar sind allerdings schon wieder ganz oder teilweise abgerissen. (mz)