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Kino Kino: Filmteam dreht ab Dienstag in der Stadt

Von Michael Falgowski 20.04.2013, 19:48
Dieser Plattenbau in Halle soll für Dreharbeiten eines Films über die Ereignisse 1992 in Rostock-Lichtenhagen genutzt werden.
Dieser Plattenbau in Halle soll für Dreharbeiten eines Films über die Ereignisse 1992 in Rostock-Lichtenhagen genutzt werden. dpa Lizenz

HAlle/MZ - Ab Dienstag liegt Rostock-Lichtenhagen in Halle: Bis Ende Mai werden an rund 30 Orten in der Stadt Szenen für einen Kinofilm gedreht. Der Arbeitstitel des Films lautet: „Wir sind jung. Wir sind stark.“ Die Produktion thematisiert die ausländerfeindlichen Ausschreitungen im Asylbewerberheim Rostock-Lichtenhagen im August 1992.

Halle empfängt mit offenen Armen

Erst vor einigen Tagen hatte es eine Debatte um einen „Spiegel“-Artikel gegeben, in dem Halle als Hochburg des Rechtsradikalismus bezeichnet wurde. Wird nun die Stadt erneut in die Nähe des Themas Rechtsradikalismus gerückt? Das weist der junge Regisseur Burhan Qurbani, Sohn afghanischer Eltern, weit von sich. „Wir widersprechen mit unserer Arbeit doch gerade diesem Bild.“ Und Produzent Jochen Laube fügt hinzu: „Es ist absolut außergewöhnlich, wie gut das Projekt hier in der Kommune unterstützt wird.“

Dass Halle zum Drehort dieser Zwei-Millionen-Euro-Produktion wird, hat nicht nur mit den 350 000 Euro von der Mitteldeutschen Medienförderung zu tun, sondern auch mit dem Haus: Gedreht wird an den vor dem Abriss stehenden Elfgeschossern in der Murmansker Straße Ecke Elsa-Brändström-Straße. Der Plattenbau wird zum Rostocker „Sonnenblumenhaus“: So wurde 1992 die Rostocker Aufnahmestelle für Asylbewerber genannt. Mehrere Hundert Randalierer und Neonazis sowie bis zu 3 000 applaudierende Zuschauer waren an Übergriffen beteiligt. „Das Haus in Halle ist das einzige geeignete zwischen Rostock und Thüringen.“ Es musste dem „Sonnenblumenhaus“ ähnlich sein und durfte keine moderne Wärmedämmung haben.

Anwohner werden informiert

„Junge Leute wissen heute gar nicht, was sich damals in Rostock-Lichtenhagen ereignet hat“, sagt Burhan Qurbani. Man wolle mit dem Film auch erinnern. In dem Häusern an der Murmansker Straße werden also demnächst in einigen Nächten die beschämenden Szenen der Ausschreitungen mit Hunderten Statisten nachgestellt. Man werde die Anwohner mit Zetteln rechtzeitig über die Filmarbeiten informieren, so Produzent Jochen Laube. Er erklärte sich auch bereit, etwa im Gymnasium neben dem halleschen „Sonnenblumenhaus“ bei Bedarf über das Projekt und die damaligen Ereignisse mit den Schülern zu sprechen.