Kiebitzensteiner Kiebitzensteiner: Kabarett muss umziehen
Halle/MZ. - Noch ist das neue, private Kabarett "Die Kiebitzensteiner" nicht in seine Spielstätte im Ackerbürgerhof eingezogen, da ist diese geplante Bühne bereits wieder Makulatur. Grund sind erst jetzt festgestellte Probleme mit der Statik des historischen Gemäuers. Nun will die Truppe um Autor Lothar Bölck und Konzertmanager Ulf Herden in der Händel-Galerie (Große Ulrichstraße) spielen.
Das plötzliche Aus für den Ackerbürgerhof kommt überraschend. "Auch für uns", versichert Herden. Erst Ende August habe der Investor sie informiert, dass die Deckenbelastung in der ersten Etage des Ackerbürgerhofes eingeschränkt sei. Die vorgesehene Zahl von 99 Sitzplätzen sei dort unmöglich. "Wir selbst konnten das nicht wissen, denn uns lagen die Baupläne nicht vor", so Herden. Auch Versuche, in die ehemalige Gaststätte im Erdgeschoss auszuweichen, schlugen trotz großen Entgegenkommens der Denkmalschutzbehörde fehl. "Selbst wenn wir eine historische Wand entfernt hätten, wären wegen der Sichtbeschränkung durch eine Säule maximal 75 Plätze entstanden", erklärt Herden. Aus wirtschaftlicher Sicht zu wenig, zumal auch die Mietforderungen nicht gering gewesen wären.
Abgelehnt haben die Kabarettisten auch den möglichen Einzug in das ehemalige Intecta in der Ulrichstraße. "Die Sanierung hätte Jahre gedauert", meint Herden. Schneller scheint es nun in dem früheren kleinen Tanzsalon zu gehen, einem denkmalgeschützen, holzgetäfelten Saal mit Säulen in der ersten Etage der Händelgalerie - mit Blick zur Großen Ulrichstraße.
Gute Gestaltungsmöglichkeiten des Saales, prägnante Innenstadtlage und günstige Verkehrsanbindung einschließlich der Tiefgarage im Händelkarree hätten die Entscheidung des Kabaretts für diese Stätte beeinflusst. Noch im Oktober soll auch das Büro der Kiebitzensteiner in die Händelgalerie einziehen. Das Kabarett selbst wird Anfang Dezember mit einer Neuproduktion von Autor Lothar Bölck eröffnet. Bereits im November soll das Stück mit dem etwas drastischen Titel "Teile und Ärsche" auf Tournee in Sangerhausen, Merseburg und Aschersleben gezeigt werden. Neu engagiert wurden dafür Peter Treuner, der seit 1986 bei den Akademixern spielt, und Rainer Koschorz, der als Gast bei den Akademixern und am Leipziger Schauspielhaus arbeitet. Sie spielen zusammen mit Nuri Feldmann.
Doch bevor sich der Vorhang hebt, muss auch in der Händelgalerie noch umgebaut werden. Eine neue Belüftungsanlage wird eingebaut, ein Vorhangsystem soll die großen Fenster zur Straße abdecken und Außengeräusche mildern. Bühne und Bar sollen ebenso neu entstehen wie Podeste für Sitzecken und die Bestuhlung. Unmittelbar angrenzen soll im modernen Teil der Passage ein Tagescafé mit Außensitz, das die Kabarettisten betreiben werden. Die direkten Baukosten werde der Vermieter zahlen. Trotzdem muss das Kabarett laut Herden 100 000 Mark investieren.
Doch ist mit dem plötzlichen Spielstättenwechsel nicht der Vertrag mit der Stadt gefährdet, der dem Kabarett dieses Jahr 450 000 Mark und dann jedes weitere Jahr 50 000 Mark weniger bis auf 300 000 Mark Förderung garantiert? "Nein", versichert Herden. Der Ackerbürgerhof als Spielstätte sei kein Vertragsbestandteil. Kulturdezernent Karl-Heinz Gärtner bestätigt das. Zwar seien die Kabarettisten leichtgläubig gegenüber dem Investor gewesen, doch ein Grund, den Vertrag zu lösen, sei der Ortswechsel nicht. "Vorgeschrieben ist aber die Zahl der Vorstellungen, die müssen sie bringen", so Gärtner. Die werde man auch bringen, versichert Herden. Kommentar