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Kfz-Meister Böhme Kfz-Meister Böhme: Alte Werkstatt ist Museum

Von Silvia Zöller 28.11.2014, 07:56
Egbert Böhme (links) und sein Vater Martin teilen eine Leidenschaft: alte Motorräder. Reparaturen erledigen die beiden Meister selbst.
Egbert Böhme (links) und sein Vater Martin teilen eine Leidenschaft: alte Motorräder. Reparaturen erledigen die beiden Meister selbst. Silvio Kison Lizenz

Kabelsketal - Ziemlich alt sind die Motorräder, die in der ehemaligen Werkstatt von Martin Böhme in Schwoitsch bei Gröbers stehen. Das Schmuckstück der Sammlung, eine BMW, stammt aus dem Jahr 1928 - und ist natürlich fahrbereit. Schließlich ist Martin Böhme Kraftfahrzeugmeister. Noch älter sind aber die Anfänge der Werkstatt, die Böhmes Großvater Eduard 1897 genau in diesen Räumen als Schmiede gegründet hat. Heute sind die Räume ein kleines, privates Schmiedemuseum, durch das Böhme gern Schulklassen führt.

Von der Zuständigkeit für eine Pferdestärke auf mehrere PS

„Mein Großvater stammt aus Beesenlaublingen, viele seiner Vorfahren waren als Huf- und Waffenschmied oder Stellmacher tätig“, weiß Martin Böhme. Offenbar war um die Jahrhundertwende der Bedarf an einer Schmiede in dem kleinen Ort da, sonst hätte sich Eduard Böhme wohl kaum hier niedergelassen. „Schon allein, um die Pferde für die Fuhrwerke beschlagen zu lassen“, erklärt Böhme den Hintergrund. Vieles, was der Großvater damals für seine Arbeit benötigt hat - wie einen riesigen Blasebalg für das Schmiedefeuer - ist noch original erhalten und in dem Museum zu sehen.

Doch schon Eduards Sohn, der denselben Vornamen trug, stieg von der Zuständigkeit für eine Pferdestärke auf mehrere PS um. Er übernahm die Schmiede 1938 und reparierte fortan auch landwirtschaftliche Maschinen. „Die Pferde wurden damals weniger“, sagt sein Nachfolger Martin Böhme. Der heute 79-Jährige erlernte dem Vater zuliebe auch das Schmiedehandwerk und machte zudem noch eine Ausbildung als Kraftfahrzeugschlosser. Was ihn aber in jungen Jahren - wie auch heute noch - fasziniert hat, das waren Motocross-Rennen. Als Werksfahrer im Team Simson heimste er etliche Pokale ein und wurde 1961 DDR-Meister.

Damit war dann jedoch 1966 Schluss: „In diesem Jahr habe ich den Betrieb meines Vaters übernommen.“ Wiederum hob er die PS-Stärke an und richtete eine Reparaturwerkstatt für Motorräder und Trabant ein. „Dass ich dazu die Genehmigung erhielt, das war wie ein Lottogewinn“, freut sich der Alt-Meister. Die Beschaffung der Ersatzteile sei schwierig gewesen: „Sechs Auspuffanlagen für 20 Kunden.“ Da war Improvisation angesagt. Diese Zeiten waren jedoch mit der Wende vorbei - in Böhmes Werkstatt werden seitdem Volkswagen repariert.

Die Fußstapfen des Vaters

Überraschend ist es nicht, dass Sohn Egbert sowohl beruflich als auch sportlich in die Fußstapfen des Vaters trat: Der heutige Inhaber des Autohauses machte sich von 1974 bis 1984 im Cross-Sport einen Namen und holte zahlreiche Titel. Mit dem Kfz-Meisterbrief in der Tasche übernahm er 1998 das Geschäft, nachdem die Firma ihren Neubau im Gewerbegebiet Gröbers eingeweiht hatte. So war in der alten Werkstatt in Schwoitsch Platz, um das wohl einzigartige Schmiedemuseum mit Amboss, alten Drehbänken und Bohrmaschinen und zahllosem Werkzeug einzurichten. Und natürlich für die Oldtimer, die Vater und Sohn gemeinsam regelmäßig ausfahren. (mz)

Eduard Böhme (Dritter v. re.) auf einem Foto um 1903 in seiner Schmiede: noch auf eine Pferdestärke spezialisiert.
Eduard Böhme (Dritter v. re.) auf einem Foto um 1903 in seiner Schmiede: noch auf eine Pferdestärke spezialisiert.
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